Joerg Lipskoch: Menschen des 21. Jahrhunderts, erste Ausstellung des Helle Kammer e. V. im Literaturhaus vom 15.9.–26.10., Vernissage am 15.9. um 19 Uhr, Info: www.hellekammer.eu
„Gott hat die einfachen Menschen offenbar geliebt, denn er hat so viele von ihnen gemacht“, schrieb Lincoln. So scheint es auch Joerg Lipskoch zu gehen, das Interesse des Wahl-Hallensers für den Menschen offenbart sich in der Reihe „Menschen des 21. Jahrhunderts“, in der er Personen im täglichen Leben porträtiert. Ab 15. September werden die Bilder im Literaturhaus gezeigt
Bis zum 26. Oktober wird eine Auswahl der Folge, die in diesem Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum feiert und momentan 300 Fotografien umfasst, im Kunstforum der halleschen Literaturinstanz in der Bernburger Straße zu sehen sein. Handwerker, Zahnärzte, Abiturienten, Punks und Schönheitsköniginnen, Schauspieler, Straßenmusikanten, Sportler und Familienväter blicken dem Betrachter von den Wänden in schwarz-weiß entgegen.
Sie alle hat Joerg Lipskoch in den letzten zehn Jahren porträtiert. Es ist eine nie endende Aufgabe, eine Art Lebenswerk. Es geht dem Künstler darum, ein Bild der Gesellschaft mit ihren vielen Gesichtern zu schaffen. Einige der abgelichteten Personen sind Freunde und Bekannte des Fotografen, manche von ihnen sind auf ihn zugekommen, wieder andere hat er auf der Straße angesprochen. Freundlich, unnahbar, fragend, fordernd, gütig oder verächtlich: Immer blicken sie in die Kamera, gewähren dem Betrachter Einblick in einen Moment ihres Daseins – als Berufstätige, als Familienmitglieder, als Individuen.
Vorbild für Joerg Lipskoch ist der große Fotograf August Sander, der für seine Zeit revolutionär begann, Menschen aus der Mitte der Gesellschaft zu porträtieren. Die Faszination für dieses Dokument, die „Menschen des 20. Jahrhundert“, für das Sammeln von Geschichten und die Wertschätzung der Menschen, inspirierte den Fotografen nach seinem Umzug aus Berlin nach Halle, ein solches Projekt für unsere Zeit zu beginnen.
Seitdem sind mehrere Mappen entstanden, die Personen und Persönlichkeiten der Stadt Halle und anderer Orte in dem Lebensumfeld zeigen, das sie gerade prägt, das sie prägen. Sortiert sind diese thematisch, die zehnte Mappe mit dem Titel „Letzte Dinge“ befasst sich schließlich mit dem Tod. Die Ausstellung, mit der sich der neue hallesche Verein „Helle Kammer – Raum für Fotografie Halle e. V.“ erstmals der Öffentlichkeit vorstellt, wird von der Stadt Halle finanziell unterstützt und ist bis zum 26. Oktober zu sehen.
Zur Exhibition der Auswahl aus dem Zyklus klassischer Porträts (Abb.: „Barfrau“, 2013), die die Langzeit-Serie prägen, erscheint ein Katalog mit begleitenden essayistischen und poetischen Texten. Die Vernissage am 15.9. beginnt Punkt 19 Uhr.
Text: André Schinkel