Mario Schneider: Tourist, Ausstellungseröffnung und Buchpremiere im Saalfoyer des Neuen Theaters, 28.2., 18 Uhr, www.buehnen-halle.de. Der Bildband erscheint am 28. im mdv.
Der Ausstellungstipp für den Februar kommt von ungewöhnlicher Stelle – nichtdestotrotz aber ist das Saalfoyer des Neuen Theaters, in dem bereits einige bedeutende Maler und Grafiker der mitteldeutschen Schulen ausstellten, als Exhibitionsort ideal. Und ab 28. Februar zeigt dort Mario Schneider seine subtil atemnehmenden Fotografien aus aller Welt
Mario Schneider, von Haus aus Filmkomponist, hat sich weit über die Grenzen der Saalestadt hinaus zudem einen Ruf als Filmemacher und Schriftsteller erworben. Die Dokumentarfilme seiner „Mansfelder Trilogie“ wie auch „Akt“ und „Uta“ weisen ihn als stupenden Forscher in den tieferen Menschenangelegenheiten aus, und so nimmt es nicht wunder, dass sein Werk vielbeachtet und -geehrt ist. Für sein Erzähldebüt „Die Frau des schönen Mannes“ wurde er 2015 mit dem Klopstock-Förderpreis des Landes ausgezeichnet.
Nun erscheint auf den Tag zur Ausstellungseröffnung im NT sein neuestes Werk: „Tourist“. In dem 160 Seiten starken Bild-Text- Band sammelt der Künstler 100 seiner beeindruckendsten Bilder, die er auf den Reisen der letzten beiden Jahrzehnte machte, die ihm in die Linse liefen oder aber sich zusammenfanden für den idealen Moment. In gewisser Weise eröffnet uns Mario Schneider damit nicht allein einen Blick auf das nicht immer und überall wohlgelittene touristische Wesen auf dem Planeten, sondern auch für eine neue Dimension seiner Kunst. Was es zu sehen gibt, ist stets weit abseits jedes Touristenklischees.
Faszinierend ist das und erhellend, frappierend, berührend. Schneider dazu: „Ich klage den Massentourismus nicht an, ich nehme ihn wahr. Ist es doch unser ureigenes Bedürfnis, zu sehen und zu erfahren, was uns fremd ist. Dabei entdeckt der Reisende, der seine Heimat und sein alltägliches Umfeld verlässt, häufig mehr als nur fremde, außergewöhnliche Orte oder Lebensweisen, sondern meist auch einen unbekannten und unvertrauten Teil seiner selbst.“ Diese Glückssuche einzufangen, ist das Credo dieser Bilder.
Bis zum 30. Juli wird eine Auswahl dieser beeindruckenden Erkundungen im Foyer zu sehen sein – am vorletzten Tag des Februar um 18 Uhr wird sie NT-Prinzipal Matthias Brenner eröffnen. Der Künstler wird anwesend sein und seinen Band, Schau- und Lesebuch in einem, präsentieren. Fürwahr, denn neben den Fotos sind auch drei Geschichten ins Buch gewoben: Jule Reckow, Maike Wetzel, der Fotograf schrieben zu je einem Bild einen Text. Das Nahe und Ferne: In diesem Buch (Abb., „Kathedrale von Granada“, Spanien, 2017), das für 28 Euro in jedem guten Buchladen zu haben ist, wird es aufregend vereint.
Text: André Schinkel