Die moderne Medizin ist – als durchaus hinterfragbare Wissenschaft – heute nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Zur Finissage der Jahresausstellung „Heilen an Leib und Seele. Medizin und Hygiene im 18. Jahrhundert“ in den Franckeschen Stiftungen lädt das Haus noch einmal zu einem Vortrag und einem geselligen Ausklang samt Buffet ein
Noch bis zum 17. Oktober im Historischen Waisenhaus ist die Schau, die aktueller in Zeiten der Corona-Krise nicht sein könnte, zu sehen. Ein zentraler Bau der historischen Schulstadt ist das 1721 errichtete Krankenhaus, das als erstes Kinderkrankenhaus Deutschlands in die Geschichte einging. Aus Anlass des 300-jährigen Jubiläums der Grundsteinlegung entführt die Ausstellung in die Medizin im 18. Jahrhundert.
In dieser Zeit entspann sich eine europaweite Debatte über das grundlegende Verhältnis von Leib und Seele. Anhand eindrucksvollen historischen Archivmaterials blättert die Ausstellung Themen auf, die in verblüffender Weise zeitgemäß sind, so etwa das für das 18. Jahrhundert hochmoderne Hygienekonzept und der damals schon professionelle Umgang mit der Ressource Wasser in den Franckeschen Stiftungen.
Revolutionär waren auch die öffentliche Sprechstunde für Arme, in der monatlich bis zu 1.000 Personen unentgeltlich behandelt und mit eigens vor Ort hergestellten Medikamenten versorgt wurden, sowie der Versuch, eine „Pflege- Cassa“ einzurichten. Zum Groß- Thema „Die Deutungshoheit der modernen Medizin von der Aufklärung bis in die Gegenwart“ hält am 13. Oktober, 18.00 Uhr, Professor Michael Stolberg, Medizinhistoriker an der Universität Würzburg, den quasi abschließenden Vortrag zur Exhibition.
Die überragende Bedeutung akademisch ausgebildeter Ärztinnen und Ärzte in der heutigen Gesundheitsversorgung ist recht jungen Datums. Lange Zeit vertrauten die meisten Kranken vorwiegend auf die Hilfe von Barbierchirurgen, Badern, Laienheilern. Der Vortrag verfolgt, wie es zum Aufstieg der ärztlichen Medizin in der Frühen Neuzeit kam, und fragt nach den Strategien, die Ärzten zum Erfolg verhalfen.
Im Anschluss an den Vortrag diskutieren Stolberg, Thomas Wüstner, Markus Ebinger und Christian Beuchel zum Thema: „Die konfessionellen Krankenhäuser in der gesellschaftlichen Wahrnehmung“. Es moderiert Vladimir Balzer von DLF Kultur. Abschließend zur Finissage wird zum Miteinander samt Buffet eingeladen.