Der Dichter André Schinkel, Jahrgang 1972, lebt seit 1988 in Halle. Zuletzt erschien der Lyrikband „Schwanengesträuch“. Nun kommt zu den zahlreichen Ehrungen eine weitere hinzu. Schinkel, der auch für dieses Magazin schreibt, wurde von der Deutschen Schillerstiftung ausgezeichnet
Hallo André Schinkel, wie geht es Ihnen in der Pandemie?
Nach dem Durchatmen und Wiederloslegen zwischen den Lockdowns ist es nun erneut still. Viele Projekte konnten letztes Jahr nicht durch-, nicht mehr zu Ende geführt werden: Workshops, Kurse, Lesungen, Moderationen. Ich stehe dieser Art Apokalypse dunkel staunend gegenüber, suche mich jeden Tag in Hoffnung zu fassen, das Nötige in Angriff zu nehmen. Mir fehlen die Menschen, mir fehlt die Kunst. Dass es in meinem Umkreis alle gut durchstehen, kann ich schon leider nicht mehr sagen. Das ist sicher der tiefste Schnitt. Ich weiß nicht, ob ich den Freiberuf halten kann. Ich versuche es auf jeden Fall.
Gerade flatterten neue Würdigungen ins Haus.
Die Nachricht von der Vergabe einer der Ehrengaben der Deutschen Schillerstiftung an mich war eine Überraschung am Ende des letzten Jahres. Sie trägt den Namen des Stifters Manfred Jahrmarkt und wird im Herbst in Marbach, am Geburtsort Schillers, verliehen. Es ist eine feine Ehre und nicht zuletzt auch bittersüße Last, im Schatten eines Großen der Literatur gewürdigt zu werden. Eine Ermunterung, weiterzumachen. Etwas Luft.
Welche Pläne schmieden Sie für die nächsten Monate?
Ich arbeite an zwei Buchprojekten: einer Sammlung kleiner Erzählungen, die ich gern schon längst fertiggestellt hätte, und einem neuen Gedichtband. Es entstehen nach einer längeren Schreibpause wieder einige Texte. Die Redaktionsdinge und Herausgaben gehen weiter, die Arbeit für Verlage und Institutionen. Ich bleibe auf sie angewiesen.
Bitte vollenden Sie diesen Satz: „Halle ist für mich …
… die Stadt, in der meine Töchter geboren wurden und aufwuchsen. Solange meine Töchter hier sind, kann ich Halle nicht verlassen, durch diesen Umstand erscheint mir ein Hierbleiben erträglich. Ich lebe seit 32 Jahren hier, habe in Halle gelernt, studiert, habe hier geliebt und gelitten, liebe und leide hier. Meine späte Leidenschaft für die Archäologie verdanke ich Halle, ich möchte die Freunde, die ich hier fand, nicht missen, kann auf die Saale nicht verzichten. Ich habe durch private Verwirbelungen vor fünf Jahren ein beträchtliches Stück Halt in Halle verloren und versuche es wiederzubekommen. Die Schönheit und Ambivalenz dieser Stadt, ihr Glanz, ihre Verlorenheit – all das beschäftigt mich sehr.
Text: Mathias Schulze