„Die Wurzeln der Leute reichten bis zum Mittelpunkt der Erde“, bestellbar unter: www.buehnen-halle.de/nt_40_buch
Unter dem Titel „Die Wurzeln der Leute reichten bis zum Mittelpunkt der Erde“ hat der Mitteldeutsche Verlag ein Buch zum 40. Geburtstag des neuen theaters herausgebracht 40 Jahre. Eine Kulturinsel. Wie stolz das klingt! Doch wem gratuliert man da? Das Buch „Die Wurzeln der Leute reichten bis zum Mittelpunkt der Erde“ lädt 40 Weggefährten zum Erzählen ein. Ein üppiger Bogen, von der DDR über ‘89 bis zur Gegenwart, von persönlichen Erfolgen und Niederlagen bis zum Sexismus an den Theatern. Da die historische Aufarbeitung, die wilden Baujahre unter Peter Sodann, dort die heutige Krisenlagen. Der Journalist Michael Laages hat mit Beteiligten geredet, die Interviews verschriftlicht oder die Kunstaffinen selbst schreiben lassen, Katrin Denkewitz lieferte die Bilder. Und wer da alles versammelt ist! Matthias Brenner, Henriette Hörnigk und Wolfgang Engel. Auch Christoph Werner, Claudia Bauer oder Rainald Grebe haben sich verewigt. Natürlich fällt der Name Peter Sodann, im Vorwort wird er „Initiator, Bauherr und Prinzipal“ genannt, mehr als einmal. Stephan Ludwig, einst Bühnenarbeiter und Requisiteur, erinnert sich so: „Vor Peter Sodann, dem Chef, hatte man Angst. Wenn der schlechte Laune hatte und hier durchs Haus lief, guckten alle und dachten: Scheiße, jetzt kommt der gleich zu uns … Bis man mitkriegte, dass der seine Leute wirklich liebt und sich um sie gekümmert hat.“ Manchmal kommt Ehrliches so gelungen zur Sprache, dass man sich seiner Tränen nicht schämen braucht. Dem Schauspieler Jochen Noch, der 1983 sein erstes Engagement in Halle antrat, gelingen in seinem Essay „Intensiv, schön und völlig bekloppt“ diese Sätze: „Und der Chef (Peter Sodann) soff mit. Ging früh um vier allein von dannen, saß aber um zehn wieder auf der Probe. (…). Mir ist aus heutiger Sicht gar nicht mehr klar, wie man das überhaupt geschafft hat: morgens um 8.40 Uhr in Leipzig in den Zug, Probe um zehn, nach der Probe wieder nach Leipzig, das Kind aus dem Kindergarten holen, abends um sechs zurück nach Halle, um halb acht Vorstellung. Das war völlig normal. Das hatte Intensität, das hatte Schönheit – und es hatte auch was völlig Beklopptes.“ Ein offenes Reden, Hilmar Eichhorn (im Bild) gesteht: „Das ist vielleicht die einzige Kritik, die ich an seine Nachfolger habe, sowohl Christoph Werner als auch Matthias Brenner – mit dem Begriff ,Kulturinsel’ konnten und können sie nicht so viel anfangen.“
Text: Mathias Schulze