Das letzte Wort kommt ab diesem Monat im leicht aufgehübschten Fragen-Gewande daher. Erteilt haben wir es Benjamin Müller. Einem jungen Mann, dem die Kunst, die Kultur und die Entwicklung der Saalestadt am Herzen liegt. 1992 geboren, kam er aus der Oberlausitz nach Halle, um hier Agrarwissenschaften zu studieren. Doch die eigentliche Leidenschaft des gelernten Lokführers gilt dem Schauspiel. Müller ist Mitglied im WUK-Theater und Teil des freien Ensembles p&s.
Wenn Sie in diesen Tagen an Halle denken, welches Kompliment würden Sie der Stadt und/oder ihren Bewohnern machen?
Ich möchte den Leuten meiner Generation gern ein Kompliment machen, denn sie stehen nicht still, probieren aus, setzten ihre Ideen um und leisten Aufbauarbeit. Was ich sagen möchte, ist, dass meine Hochachtung der Beweglichkeit der jungen Kreativen gilt. Ein Beispiel dafür ist, dass sich am 1. Juni 2020, trotz Corona, der Verein „Das Bedürfnis“ gegründet hat. Der Verbund rund um „Das Bedürfnis“ saniert und baut das ehemalige Toilettenhaus, das schon seit 1902 an der Merseburger Straße, Ecke Huttenstraße steht, um und aus. Entstehen soll eine Galerie, eine kulturelle Kleinstoase. Die alte Bedürfnisanstalt ist ein Denkmal und bekommt nun eine neue Funktion, in einer Gegend, in der experimentelle Kultur rar gesät ist – das finde ich echt bemerkenswert.
Und welchen Tadel würden Sie der Stadt aussprechen?
Mh, mir fällt dazu die Diskussion um die autofreie Innenstadt ein. Der Altstadtring bietet sich meiner Meinung nach hervorragend als autofreie Zone an, da muss der Verkehr nicht durchrauschen, da könnten die Fußgänger und Radfahrer gern mal die Helden des Pflasters sein. Und das würde der städtischen Schönheit zuträglich sein. Als Tadel würde ich also ins Heft der Stadtgeschichte eintragen: da hätten die Ratsherren schon mal eher drauf kommen können.
Was glauben Sie, welche drei Dinge werden in Halle nach der Corona- Zeit anders sein?
Die Luftverschmutzung wird wieder zunehmen, die Leute werden noch mehr ausgehen als vorher, sie werden es wahrscheinlich so richtig krachen lassen und ansonsten wird sich die Welt hier in Halle so weiter drehen wie vorher.
Und welchen Kulturtipp in oder aus Halle würden Sie unbedingt empfehlen?
Ich finde das WUK Theaterquartier am Holzplatz einen großartigen und künstlerisch wertvollen Veranstaltungsort, da passiert viel aus den verschiedensten Sparten und da ist genug Raum für Möglichkeiten.
Aber in diesen Zeiten, wo ich mehr in der Natur als in der Kultur unterwegs bin, habe ich für mich die Aussicht vom Wasserspielplatz auf die Neustädter Blocks entdeckt. Das ist eine skurrile Ansicht und passt zu der Künstlichkeit der Wohngegend dort.
Leicht bizarr ist auch das Buch, das ich gerade gelesen habe „Die Schachnovelle“ von Stefan Zweig, zudem kurz und doch eindringlich.
So, und jetzt wirklich: Ihr letztes Wort?
Abgemacht ist Abgemacht – und Hauruck!