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Das letzte Wort hat in diesem Monat das theatrale Multitalent und nun auch Bauherr der Volksbühne am Kaulenberg, Jonas Schütte. Am Kaulenberg lässt Schütte, 1983 in Konstanz am Bodensee geboren, zusammen mit seinen Kollegen einen Ort für Kunst und Kultur, Theater und Film, Begegnung und Austausch entstehen, der seinesgleichen sucht.
Hallo Jonas Schütte, wenn Sie in diesen Tagen an Halle denken, welches Kompliment würden Sie der Stadt und/oder seinen Bewohnern machen?
Dass sie weiter am Leben bleiben. Das soll jetzt nicht morbid klingen, aber Perspektive und Hoffnung sind momentan ein hohes Gut. Wer dann noch den Luxus hat, auch noch anderes zu verfolgen und aufmerksam und solidarisch zu sein – Hut ab! Und das scheint mir in Halle ja eines der letzten Dinge zu sein, worauf die Leute verzichten würden. Das nötigt mir eine Menge Respekt vor den Bewohnern dieser wunderbaren Stadt ab.
Und welchen Tadel würden Sie ihr aussprechen?
Ich kann mir keinen anonymen Tadel abringen. Da ist mir dann doch der innere Frieden zu wichtig, und den finde ich ja nicht zuletzt überhaupt durch diese Stadt. Für mich machen hier viele tolle Menschen sehr viel richtig. Da möchte ich nicht nörgeln oder meckern. Wobei ich jetzt schon sagen muss, den Bürgermeister zu suspendieren hatte ein Timing, das man tadeln kann. Der innere Zwist zwischen Stadtrat und dem Bürgermeister interessiert doch die Bürger und Bürgerinnen nur aus Voyeurismus. Gute Führung interessiert sie aber existenziell. Und das Pferd zu wechseln, ist gerade nicht klug. Ich wünsche aber der Vertretung natürlich alles Gute und hoffe, dass er oder sie gut auf die noch aktiven Beigeordneten hört und jetzt nicht Selbstprofilierung außerhalb von guter Arbeit betreibt.
Was glauben Sie, welche drei Dinge werden in Halle nach der Corona- Zeit anders sein?
Schwierig. Ich würde mal eine optimistische, eine pessimistische und eine realistische Sache nennen: Also optimistisch gesehen, sind wir danach solidarischer und wacher füreinander. Pessimistisch gesehen, werden wir neiderfüllter und weniger gönnerhaft, misstrauischer. Und realistisch gesehen, wird Halle sich kaum geändert haben, weil es sich ja schon immer dauernd geändert hat, nun etwas geschwinder, aber das ist es gewöhnt.
Welchen Kulturtipp in oder aus Halle würden Sie unbedingt empfehlen?
Also was Architektur betrifft, bin ich von den Franckeschen Stiftungen beeindruckt, aber natürlich möchte ich da auch den Kaulenberg nennen, in dem sich gerade ganz viel tut. Das wird ja der neue Kulturhotspot, dieses kleine abgelegene Gässchen. Konzerte und Theater sind natürlich alle empfehlenswerten auf dem Programm der Volksbühne am Kaulenberg, ebenso was bildende Kunst angeht ist dort ja das Erlebnis zu Hause. Nein, jetzt werde ich der Kunsthalle Talstrasse nicht gerecht, der freien Spielstätte, der Moritzburg, dem Landesmuseum. Ich gebe es zu, ich bin völlig verknallt in die hallesche Kultur!
So, und jetzt wirklich: Ihr letztes Wort?
Da ich dieses Jahr den Hamlet alleine auf die Bretter legen werde: Der Rest ist Schweigen.
Text: Annett Krake