Mehr Infos unter: www.themenjahre-halle.de
Das letzte Wort in diesem Monat hat Christin Müller-Wenzel, die Koordina- torin der halleschen Themenjahre. „Nur was sich wandelt, bleibt bestehen“, weiß die Kunst- und Kulturliebhaberin, die 1980 in Aschersleben geboren wurde, 1999 nach Halle kam und seither im künstlerischen Getriebe der Stadt wirkt. Ganz oben auf ihrer Agenda rangiert derzeit das Thema Streitkul- tur. Denn darum geht es im aktuellen Themenjahr. Hallo Frau Müller-Wenzel, wenn Sie in diesen Tagen an Halle denken, welches Kompliment würden Sie der Stadt und/oder ihren Bewohnern machen? Ganz ehrlich? Ich bin begeistert über den Zusammenhalt der Hal- lenser und die Identifikation zu ih- rer Stadt. Seitdem wir den Zu- schlag für das Zukunftszentrum er- halten haben, ist für viele das Glas halb voll und nicht halb leer. Dies ist etwas, was ich viele Jahre so nicht erlebt habe. Mir bereitet es aktuell große Freude, die kulturel- len Themenjahre für die Stadt als Motor und Ideenschmiede für kreative Gedanken in Halle koordi- nieren zu dürfen. Seit 2021 wech- seln die Themen jährlich. In die- sem Jahr lautet das Motto „Streit- kultur und Zusammenhalt“. Ein Motto, das meiner Meinung groß- artig in die momentane Zeit passt. Im nächsten Jahr möchten wir alle, ob groß oder klein, jung oder alt, mit dem Motto „Komm raus zum Spielen!“ dazu bewegen, aus sich selbst und aus ihren Wohnungen herauszukommen und ihr Umfeld einmal mit anderen Augen zu be- trachten. Und welchen Tadel würden Sie ihr aussprechen? Dinge passieren und oft keines- falls mit Absicht. Ich möchte des- halb nicht tadeln, sondern motivie- ren. Viele Menschen können ein- fach eine bessere Stimmung und viel gute Laune gebrauchen. Diese kann man sich durch kleine Dinge oft leichter bereiten, als es scheint. Haben Sie denn heute schon gelä- chelt Frau Krake? Sehen Sie Dinge, die sich durch Co- rona nachhaltig verändert haben? Ich würde momentan noch nicht von „nachhaltig verändert“ spre- chen, denn vieles befindet sich noch im Fluss. Die, ich will sie „Nachwehen“ der Corona-Zeit nen- nen, sind noch nicht überwunden. Die Menschen müssen sich neu orientieren, Dinge wieder auspro- bieren und zum Teil auch neu ler- nen. Wie wichtig in dieser Bezie- hung Zusammenhalt ist, hat uns diese Zeit vor Augen geführt. Die kulturellen Themenjahre versu- chen mit ihren vielfältigen Angebo- ten und Formaten neu zu vernet- zen, ins Gespräch zu bringen und vor allem auch anzuregen, einan- der zuzuhören. Welchen Kulturtipp in oder aus Hal- le würden Sie unbedingt empfehlen? Die neue Jahresausstellung im Stadtmuseum „Streit, Zoff & Beef“ ist in jedem Fall einen Besuch wert. Der Ausstellungsrundgang entführt in die hallesche Stadtge- schichte und erzählt sowohl über Streit als auch Zusammenhalt – und eines ist gewiss, streiten und sich danach wieder vertragen, konnten die Menschen sich auch schon früher vortrefflich. So, und nun wirklich, Ihr letztes Wort: Halle hat so viele Potentiale, die bereits da sind und nur zusam- mengebracht werden müssen. Auf diese Weise können Dinge entste- hen, von denen wir uns wünschen, dass sie existieren. Ich bin fest da- von überzeugt.
Text: Annett Krake