Ganz im Affekt, Jahresprogramm und -ausstellung, Eröffnung am 19.3. mit Renate Künast, Festgottesdienst zur Eröffnung in der Marktkirche am 20.3., Info: www.francke-halle.de
Emotionen beeinflussen Entscheidungen, prägen den Alltag, treiben das Tun an, gestalten maßgeblich das Miteinander und haben doch ein schlechtes Image. Unter dem Motto „Ganz im Affekt“ widmet ihnen die Franckeschen Stiftungen in ihrem Jahresprogramm die verdiente Aufmerksamkeit und bringt sich damit auch in das stadtweite Themenjahr ein
Das Thema ist der Stiftungsgeschichte eingeschrieben: Zu Beginn des 18. Jahrhunderts, als die Aufklärung begann, die Vernunft über alle menschlichen Eigenschaften zu stellen, entwarf der hallesche Pietismus ein ganzheitliches Menschenbild, das alle Gefühle (vgl. Abb.) und Seelenumstände selbstverständlich einschloss. Wir sind nur „ganz“ mit allen Höhen und Tiefen unserer Gefühlswelten.
Herzstück des Jahresprogramms ist die Jahresausstellung im Historischen Waisenhaus. „Die Macht der Emotionen“, die am 19. März eröffnet und bis zum Februar 2023 zu sehen sein wird, die sich als interaktiver Gefühls-Parcours mit der Relevanz von Emotionen beschäftigt und sich vor allem (aber nicht nur) an die Jugend und junge Erwachsene richtet – eine Schau zum Mitreden, Mitdenken, Mitfühlen.
Wer kennt das nicht? Wir sind blind vor Liebe, machen Luftsprünge vor Freude, haben einen Kloß vor Angst im Hals, sehen Rot vor Wut: Sind wir in erster Linie nicht rationale, sondern emotionale Wesen? Emotionen bedingen maßgeblich unser Sein. Die Jahresausstellung der Franckeschen Stiftungen lädt ein, sich mit dieser Macht der Emotionen, mit den Hochs, den Tiefs, dem Dazwischen zu beschäftigen.
Lebensnah verknüpft sie aktuelles Emotionswissen mit Alltagserfahrungen und öffnet dafür überraschende Spiel- und Gedankenräume. Wie entstehen Emotionen? Welche Funktionen erfüllen sie? Gibt es gute und schlechte Emotionen? Und wie kann man mit ihnen umgehen? Insbesondere Jugendliche und junge Menschen wird die Ausstellung ansprechen, um Antworten auf diese Fragen zu finden.
Im Rahmen der Francke-Feier wird die Ausstellung am 19. mit einer Festrede von Renate Künast eröffnet. Sie setzt mit ihrem Engagement für eine konstruktive Streitkultur ein klares Zeichen für mehr Mut im öffentlichen Diskurs. Weitere namhafte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sind der Einladung in die Stiftungen gefolgt, mit ihrem Beitrag das Jahresthema zu schärfen: Dunja Hayali, Hans Ulrich Gumbrecht, Dota Kehr; sie alle werden im Rahmen des Themenjahres zu Wort kommen.
Text: André Schinkel