Josephine von Blütenstaub und Clemens Meyer, 15. Oktober, Literaturhaus Halle, 19 Uhr, Eintritt frei, www.blueten-staub.de
Die Autorin Josephine von Blütenstaub ist die Preisträgerin des Klopstock Förderpreis 2020, der vom Land Sachsen-Anhalt vergeben wird. Am 15. Oktober wird sie ihre Textsammlung „Nachtschattengewächse“ zusammen mit dem anderen Klopstock-Preisträger namens Clemens Meyer im Literaturhaus Halle vorstellen. Mathias Schulze hat die heutige Leipzigerin zum Gespräch gebeten
Glückwunsch zum Klopstock Förderpreis 2020! Wie kommt man zu solchen Ehren? Muss man sich bewerben?
Eine Fachjury wählt die Preisträger aus, man kann sich nicht bewerben. Das Kriterium für den Förderpreis ist, dass man ein Debüt vorgelegt hat, das ist in meinem Falle die Textsammlung „Nachtschattengewächse“. Und mein Bezug zu Sachsen-Anhalt ist dadurch gegeben, dass ich 1993 in Magdeburg geboren bin und in Halle studiert habe.
Wissen Sie, wer in der Fachjury sitzt?
Nein.
Der Preis brachte 3000 Euro ein. Haben Sie das Geld schon ausgegeben?
Ich hab mir ein paar Technoplatten gekauft, das restliche Geld geht für die Miete drauf.
Die gemeinsame Lesung mit Clemens Meyer steht unter dem Stichwort „30 Jahre deutsche Einheit“. Sie sind Jahrgang 1993.
Erst dachte ich, dass ich damit gar nichts zu tun haben kann, weil ich nach der sogenannten Wende geboren bin, aber das stimmt nicht. Ich bin in Ostdeutschland aufgewachsen, kenne die Enttäuschungen gegenüber dem Ausverkauf des Ostens aus meiner Familie. Man muss nur den Begriff „Treuhand“ sagen. Meine Großeltern reden oft von dem viel größeren Zusammenhalt, den es in der DDR gegeben haben soll.
Wie ist Ihr Blickwinkel darauf? Wie kann ich mir so einen Dialog zwischen Ihnen und Ihren Großeltern vorstellen?
Meistens beginnen solche Gespräche seitens meiner Großeltern mit der Floskel „Früher war alles besser.“ Und sie enden mit „Glaub mir, zuerst sparen sie am kleinen Mann“. Mittlerweile kennen sie meine Argumente dagegen und auch die Schattenseiten der DDR, die sie auf dem Dorf weniger stark zu spüren bekommen haben. Der Diskussion bin ich dennoch müde geworden. Im familiären Kreis über die Ungerechtigkeit der Welt zu schimpfen – und dagegen zu halten – ändert die Welt nun mal nicht.
Sie bereisen mit ihren Texten den deutschsprachigen Raum, kennen die Poetry-Slam-Szene. Wie schlagen sich da die gegenwärtigen gesellschaftlich- politischen Zeiten nieder?
Die Texte vieler Poeten und Poetinnen weisen hohe Relevanz auf, es gibt viele Texte zu Themen wie Feminismus, Klimakatastrophe und den Rechtsruck der Bevölkerung. Aktuell bangen aber die meisten um ihre Zukunft, da noch immer viele Veranstaltungen wegen Corona nicht stattfinden können.
Text: Mathias Schulze