Kulturelle Themenjahre, alle Veranstaltungen: http://www.themenjahre-halle.de
Die „Kulturellen Themenjahre“ laden alle ein, sich ein Jahr lang mit einem Thema zu beschäftigen. Wie funktioniert das ganze und was hat es mit dem diesjährigen Thema „Salz und Digitalisierung“ auf sich? Das FRIZZ-Magazin hat bei der Projektkoordinatorin Christin Müller-Wenzel nachgefragt
Hallo Frau Müller-Wenzel, was genau muss man sich unter kulturellen Themenjahren vorstellen?
Unter dem Motto „Eine Stadt, ein Jahr, ein Thema“ finden die kulturellen Themenjahre eine Dekade lang von 2021 bis 2030 statt. Hinter den kulturellen Themenjahren steckt die Idee, die Stadtgesellschaft dazu einzuladen, sich ein Jahr lang mit einem interessanten und relevanten Thema zu beschäftigen. Diese Idee geht auf die Franckeschen Stiftungen zurück. Als Impulsgeber fungieren dabei die zahlreichen kulturellen Einrichtungen der Stadt, eng flankiert von den künstlerischen, kirchlichen, wissenschaftlichen und weiteren Bildungsinstitutionen, bis hin zu sozialen Einrichtungen und Wirtschaftsunternehmen. Ein wichtiger Initiator für die Themenjahre ist das Museumsnetzwerk Halle.
Die Einrichtungen haben ihre Veranstaltungen, Aktionen oder Projekte. Was soll das bringen, wenn sich alle einem Thema widmen?
Die kulturellen Themenjahre bringen die Stadtbevölkerung in einen Dialog. Sie richten sich an eine heterogene Zielgruppe, die von Familien über Jugendliche bis zu älteren Menschen in unterschiedlichen sozialen Milieus reicht und die gesamte Stadtgesellschaft miteinschließen soll. Wenn sich alle an einem Thema orientieren, kommt es zu den unterschiedlichsten Blickwinkeln, zu den unterschiedlichsten Diskussionsansätzen. Dabei werden nicht nur kulturell interessierte Zielgruppen angesprochen, sondern auch Menschen erreicht, die die beteiligten Partner bisher wenig oder gar nicht wahrgenommen haben. Dieser partizipative Ansatz kann auch die unterschiedlichen Milieus der Stadtgesellschaft miteinander verbinden.
Und wie organisiert sich das „Kulturelle Themenjahr“ 2021? Wer finanziert das?
Es gibt in diesem Jahr drei Intendanzeinrichtungen, denen die organisatorische Leitung und die thematischen Schwerpunktsetzungen obliegen. Die thematischen Leitlinien werden zudem in einer Steuerungsgruppe aus Spitzenvertretern der Stadt besprochen und verabschiedet. Für das Jahresprogramm erarbeitet eine Vielzahl von Akteuren konkrete Veranstaltungsformate und Programmbeiträge, die sie auch selbst finanzieren. Die Geschäftsstelle der Themenjahre, die ich leite, bündelt alle Aktivitäten, kümmert sich um die Organisation, Koordination und Öffentlichkeitsarbeit. Dafür gibt es eine finanzielle Förderung der Stadt Halle.
Wer hat das diesjährige Thema „Salz und Digitalisierung“ vorgeschlagen?
Das Thema Salz für das erste Themenjahr war ein Auftrag des halleschen Stadtrats, der die erforderlichen Mittel bewilligt hat, denn die Königlich-Preußische Saline Halle wird in diesem Jahr 300 Jahre alt. Die Franckeschen Stiftungen haben zusammen mit dem Halleschen Salinemuseum dann das Thema um die Digitalisierung erweitert und hierfür die Werkleitz Gesellschaft in die Intendantenrunde geholt. Alle drei zeichnen für die Inhalte verantwortlich und ergänzen sich hervorragend. Wir sind besonders froh darüber, dass der Bundespräsident die Schirmherrschaft für das Themenjahr 2021 übernommen hat.
Aber warum ist „Salz und Digitalisierung“ ein Thema, das 2021 die Stadtbevölkerung zueinander bringen kann?
Es geht um Herkunft und Zukunft unserer Stadt. Zwei vermeintlich völlig unterschiedliche Themenkreise treffen aufeinander und siehe da: es gibt erstaunlich viele Gemeinsamkeiten. Unter dem Motto „Halexa, siede Salz!“ verknüpft diese Aufforderung Halles kulturelles Erbe mit digitaler Sprachsteuerung. Salz ist nicht nur mit der Stadt Halle, sondern auch mit jeder und jedem Einzelnen untrennbar verbunden. Salz ist ganzheitlich, ein Universalthema. Jeder braucht es zum Leben. Ebenso gibt es kaum einen Bereich des Lebens, der nicht durch die Digitalisierung maßgeblich im Umbruch ist. Halle als vernetzte Stadt und Innovationsstandort ist im Jahr 2021 ebenso untrennbar mit neuesten Technologien verbunden wie mit Salz.
Können Sie einen Ausblick auf Veranstaltungen oder Projekte geben?
Aktuell haben bereits 80 Akteure aus allen gesellschaftlichen Bereichen der Stadt rund 100 themenbezogene Beiträge für das kulturelle Themenjahr 2021 geplant. Dazu gehören Vorträge, Lesungen, Konzerte, Kunstaktionen, Ausstellungen, Festivals oder Exkursionen. Studierende der Kunsthochschule Burg Giebichenstein erstellen Kinotrailer und Postkarten für das Themenjahr. Und als zentraler Programmhöhepunkt werden insgesamt 25 temporäre Bauwerke, die sogenannten „Halophyten-Bänke“, in unterschiedlichen Stadtteilen auf das Themenjahr aufmerksam machen. Halophyten sind eine Gruppe von Pflanzen, die vielfältige Strategien entwickelt haben, um auf salzhaltigen Böden zu wachsen. Im Themenjahr 2021 erobern Halophyten als symbolisches Attribut den urbanen Raum. Die Halophyten-Bänke werden von Bürgerinnen und Bürgern über das Jahr hinweg ehrenamtlich betreut und auch mit öffentlichen Veranstaltungen bespielt. Die Halophyten- Bänke entstehen im Rahmen einer vom Jobcenter Halle geförderten Arbeitsgelegenheit beim Beruflichen Bildungswerk e.V. Halle- Saalkreis und werden ab April aufgestellt.
Die „Kulturellen Themenjahre“ sollen erst einmal bis 2030 laufen: Weiß man schon, welche Themen noch folgen werden?
Ja, es gibt bereits Vorstellungen über die weiteren Themen. Diese sind aber nicht gänzlich festgeschrieben. Ein wichtiges Anliegen der Themenjahre ist Aktualität, auch auf Veränderungen zu reagieren. Ich kann aber schon verraten, dass im Zentrum des Themenjahres 2022 „Emotionen“ stehen werden.
Text: Mathias Schulze