Dexter | Yung Boomer | Label: prodbydexter | VÖ: 13.11.2020 | Wertung: 4/5
Dexter hat als Kinderarzt in einer Stuttgarter Klinik gearbeitet, zudem war er als Produzent an den Platin- Alben von Cro und Casper beteiligt. Dass Dexter selbst einmal als Rapper angefangen hatte, weiß kaum jemand. Letztes Jahr wollte er es wissen: Was passiert, wenn er sich auf die Musik als Hauptberuf konzentriert und jeden Tag ins Studio geht, sobald die Kids in der Kita sind? Mit dem Album „Yung Boomer“ ist ein progressiven Soundentwurf gelungen, hier treffen Synth-Flächen und detailreiche Trap Beats auf ausgefuchste Chord-Strukturen, die nah am Jazz siedeln. Wer deutschen Qualitätsrap ohne Testosteronüberschuss und Koksproblemen, ohne Kleinkriminellen-Klischees und Gucci-Gehabe sucht, ist hier richtig. Grund genug, ihn zum Steckbrief zu bitten:
Hallo Dexter, bitte beschreib Deine Musik mit drei Worten:
Zeitgemäß, positiv und organisch.
Welcher Song hat Dich zuletzt berührt?
Ich lasse mich selten bis nie durch Texte berühren, oft sind es Instrumentalstücke, die in mir viel mehr auslösen. Aber ein Rap-Song, der mich in den letzten paar Jahren richtig abgeholt hat, nennt sich „The Book Of Soul“ von Ab-Soul. Hier beschreibt der Künstler sehr eindrucksvoll die Höhen und Tiefen seines Lebens sehr bildhaft – ohne zu plakativ zu sein.
Du und ein iPod auf einer einsamen Insel. Es passen nur drei Songs drauf. Welche?
Das ändert sich quasi täglich. Aber heute wären das „Treasure Island“ von Wun-Two, „Don’t get drunk, just believe in yourself“ von MonoNeon und „Water“ von Ugly God.
Wie findest Du Streamingdienste wie Spotify?
Ich stehe dem Ganzen eigentlich positiv gegenüber. Als Künstler kann man so sehr leicht seine Musik weltweit zugänglich machen. So schaffen es auch Newcomer, innerhalb kurzer Zeit weltweit bekannt zu werden und die Musik ist unabhängiger von Promostrategien. Andererseits verdient ein mittelmäßig bekannter Musiker nicht wirklich etwas über Streams, so dass ich mir wünschen würde, dass das Auszahlsystem fairer gestaltet wäre.
Deine Inspirationen kommen von …
Musikalisch ziehe ich nach wie vor viel Inspiration aus Jazz beziehungsweise Jazz-Harmonien, aber ich höre zeitgleich kontemporäre Rap-Musik. Ich versuche, den Zeitgeist mit der Vergangenheit zu verbinden.
Stadion- oder Clubtour?
Am liebsten Studio und überhaupt nicht so viel live. Aber wenn ich mich zwischen den beiden entscheiden muss, nehme ich die Clubtour. Meine Musik ist für Stadien gänzlich ungeeignet.
Der Soundtrack Deines Lebens?
Eine sehr pathetische Frage, auch das befindet sich ständig im Wandel. Ich denke, er bestünde aus einer Fusion aus The Doors und dem Wu-Tang Clan.
Text: Max Feller