Die 3Highligen, 10. Januar, Anker, Leipzig, 21 Uhr
Drei Alphatiere des Ostrocks treten gemeinsam auf. Dirk Michaelis, André Herzberg und Dirk Zöllner sind „Die 3Highligen“. FRIZZ-Redakteur Mathias Schulze ist schon einmal Augen- und Ohrenzeuge geworden
Irritationen am Anfang, Zöllner, Herzberg und Michaelis kommen mit einem trashig blinkenden Heiligenschein aus Plastik auf die Bühne, es fallen diese Zeilen: „In Ehrlichkeit und Ewigkeit / Amen / Doch wen interessiert das schon? / Wir legen uns unsere kleine Wahrheit zurecht / Grade so, wie wir es brauchen / Alles nur / Heiligenschein aus Phosphor.“
Zurechtgelegte Wahrheiten? 1993 rauften sich die Alphatiere, so bezeichnen sie sich selbst, zu einer gemeinsamen Tour zusammen. Ihr Publikum war gerade dabei, per Reisefreiheit die Rolling Stones zu besuchen. Heute sind „Die 3Highligen“ in ihren schwarzen Anzügen gekommen, um zu beichten, sie wollen erzählen von den Niederlagen und Triumphen. Wahrheitsfindung im musikalischen Gespräch mit den Weggefährten. Melancholisch, bewegend, widerspenstig, kraftvoll und poetisch konkret.
So werden im rot-gelben Bühnenlicht Brücken zur eigenen Identität geschlagen. Die Songs „Halt nicht an“, „Sand“, „Gott in Not“ und „In Ewigkeit“ legen Zeugnis ab vom einzigen Halt, der in zwei verschiedenen Wirtschaftssystemen zu finden war: Das Gegenüber, der andere Mensch. Wechselspiele.
Mal spielt Herzberg Klavier, mal Michaelis. Und die Gitarren können sie alle sowieso. Auch das Vertrauen darauf, dass keine Gedanken und Gefühle den anderen Seelen fremd sind, kann als eine spirituelle Erfahrung angesehen werden. Mal greift Michaelis zur Mundharmonika, mal Herzberg. Immer spielt Zöllner, mal im Fokus, mal begleitend, seine Gitarre so, wie er auch singt: kraftvoll. Herzberg erzählt von der Unsicherheit darüber, was man festhalten sollte und was nicht, derweil lockern Blues-, Soul- und Country- Einflüsse den rockigen Klangteppich. „Keiner wird dich lieben“ leitet ein fulminantes Ende ein.
Maximale Intensität, Gänsehaut. Nach Zöllners „Käfer auf'm Blatt“ versichert sich Herzberg mit „Langeweile“ noch einmal seiner Unsterblichkeit. Der Song „Wetten, du willst“ entlässt beseelt in die Nacht, draußen findet man noch so eine kleine Wahrheit: Es gibt Lieder, die sind unverwüstlich und von bleibender Kraft. Es gibt Lieder, die die Zeiten überdauern.
Text: Mathias Schulze