Die Prinzen, 8. Juni, Freilichtbühne Peißnitzinsel in Halle, und 5. Oktober, Quarterback Immobilien Arena Leipzig, jeweils 20 Uhr, Tickets: www.kaenguruh.de
Fünf Millionen Konzertbesucher, elf veröffentlichte Studioalben, sechs Millionen verkaufte Tonträger. Die nackten Zahlen haben Superstar-Potenzial. Und die Hits heißen „Millionär“, „Küssen verboten“, „Alles nur geklaut“ oder auch „Deutschland“. Die Rede ist natürlich von Die Prinzen, die nun endlich ihren 30. Geburtstag nachfeiern wollen. Am 8. Juni werden auf der Freilichtbühne Peißnitzinsel in Halle nicht nur die Songs des neuen Albums „Krone der Schöpfung“ gespielt. Versprochen ist vielmehr eine Zeitreise mit den besten Lieder aus drei Jahrzehnten Bandgeschichte. Grund genug, bei Frontmann Sebastian Krumbiegel nachzufragen
Hallo, Sebastian Krumbiegel, könnten Sie bitte folgenden Satz vervollständigen, gern ausführlich: „Die Prinzen waren 1991 eine Gruppe, die …
… so selbstbewusst war, dass sie wusste: Wir werden Popstars! Rückblickend wirklich sehr, sehr selbstbewusst, weil es kein Selbstläufer war und wir – ganz nebenbei – wirklich sehr viel Glück hatten. Wenn wir nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort Leute getroffen hätten, die uns Türen aufgemacht hätten, durch die wir gehen konnten, dann wären wir heute nicht da, wo wir sind. Als erste Person ist hier unbedingt Annette Humpe zu nennen, Udo Lindenberg hat auch eine wichtige Rolle für uns gespielt – und viele andere auch.
Und jetzt bitte diesen Satz vervollständigen: „Die Prinzen sind 2023 eine Gruppe, die …
… immer noch Spaß hat an dem, was sie tut. Wir haben uns zwar im Laufe der Jahre teilweise in unterschiedliche Richtungen entwickelt, aber immer, wenn wir zusammen Musik machen, ist da eine Magie, die wir sehr genießen. Nach dieser langen Zeit immer noch erfolgreich zusammen Musik zu machen, ist keine Selbstverständlichkeit. Wir haben Höhen und Tiefen erlebt und blicken heute mit dankbarer Demut auf unsere Karriere. Außerdem denke ich, und das soll jetzt nicht doof klingen, dass das Beste hoffentlich noch vor uns liegt.
Menschen machen Fehler. Was war das, was Sie rückblickend als größten Fehler der Band bezeichnen würden?
Wir Menschen sind ja so gestrickt, dass wir uns an die schönen Dinge erinnern und die schlechten eher vergessen oder verdrängen. Ich erinnere mich gern an die Highlights. Und ich halte es für verschwendete Zeit, wenn ich über Sachen nachdenke, die doof waren. Okay, man sollte aus Fehlern lernen, und wenn ich darüber nachdenke, dann sag ich: Spiel nie wieder Playback, außer vielleicht manchmal im Fernsehen!
Wieso?
Wir haben Anfang der 1990er Jahre mal einen Playback-Auftritt gemacht. Das Band, das abgefahren wurde, wurde an der falschen Stelle gestartet. Und dann wurde, für alle hörbar, hin und her gespult. Das war megapeinlich.
Wenn Sie in ruhigen Minuten das deutsche Show-Leben, wie Sie es kennengelernt haben, vor dem inneren Auge ablaufen lassen: Was sehen Sie da? Welche prägenden Erfahrungen kommen zuerst in den Sinn?
Das Gute ist, dass immer wieder neue junge kreative Bands nachwachsen. Das Schlechte ist, dass es auch immer wieder künstlich gemachte Acts gibt. Aber das war schon immer so. Vielleicht ist Musik im Allgemeinen etwas „Fastfood-mäßiger“ geworden, vor allem durch die Streaming-Anbieter, aber auch das ist der Lauf der Welt. Und am Ende kommt es darauf an, was du selbst für Musik machst. Und solange du selbst liebst, was du tust, ist eigentlich alles okay.
Sie müssen es wissen: Spielen in Ihrem Leben, in Ihrer Karriere Ost-West-Unterschiede noch eine Rolle? Wenn ja, welche?
In der Musik spielen Ost und West meiner Meinung nach schon lange keine Rolle mehr. Niemand fragt, woher du kommst, solange du mit dem, was du machst, dein Publikum und deine Fans erreichst. Und das geht am ehesten, wenn du das machst, was du selbst magst.
Ein Ausblick: Was machen Die Prinzen in zehn Jahren?
Ich hoffe, weiterhin Musik. Natürlich hat auch alles seine Zeit, aber ich denke, dass wir das Glück haben, mehr oder weniger zeitlose Musik zu machen. Das merken wir vor allem an unseren Fans, die sich durch alle Generationen ziehen. Die alten Fans bleiben, manche gehen auch woanders hin, aber das Wichtigste ist: Es kommen immer wieder neue Fans dazu.
Sie leben in Leipzig: Wie nehmen Sie die Stadt im Jahr 2023 wahr?
Leipzig ist eine wache, offene, wachsende Stadt mit viel Kultur, mit vielen coolen Leuten. Leipzig ist definitiv meine Lieblingsstadt. Natürlich ist nicht immer alles Gold, was glänzt, aber wir kümmern uns selbst um das, was hier passiert. Und solange uns das nicht egal ist, ist alles gut.
Text: Mathias Schulze