Live-Streaming der „Jazzklub“-Konzerte unter www.radiyan.uber.space/live; Spendenkampagne unter halle-crowd.de; alle Infos: www.jazzkollektiv-halle.de
Hallo, Jan, zunächst mal, was ist die Idee hinter dem Jazzkollektiv Halle?
Bei allen Musikerinnen und Musikern ist die Hauptmotivation das gemeinsame Spielen vor Publikum. Egal, welches Genre sie bevorzugen. Bis vor ein paar Jahren waren in Halle die Auftrittsmöglichkeiten im Bereich des Jazz, beziehungsweise der improvisierten oder experimentellen Musik, ziemlich rar gesät, beschränkten sich auf einige wenige Orte. Kleine Anekdote?
Immerzu.
Als der Schlagzeuger Hannes Lingens vor ungefähr zehn Jahren nach Halle zog, fragte er mich, ob ich ihn in die hiesige Jazz-Szene einführen könne. Worauf ich ihm antwortete, dass ich auch gerne mal in die hallesche Jazz-Szene eingeführt werden würde. Kurz: Einige wenige Enthusiasten organisierten mehr oder weniger erfolgreiche Konzerte oder Sessions. Das änderte sich schlagartig vor zwei Jahren. Und zwar mit der Gründung des Vereins Jazzkollektiv Halle, weil damit eine kritische Masse an Akteuren zusammengeführt wurde, deren Summe mehr war als die einzelnen Teile. Sieben Leute haben sieben Freunde, die sieben Freunde haben – und so weiter. An dieser Stelle ist es wichtig, den Namen Albrecht Brandt zu nennen, von dem die Initiative zur Gründung des Jazzkollektivs ausging und dessen beharrliches Handeln und ansteckend optimistisches Auftreten eine Vielzahl von Dingen ermöglicht hat, die vorher undenkbar schienen.
Seit wann und wo finden denn die regelmäßigen Veranstaltungen samt Live-Streaming statt?
Da das Live-Streaming der „Jazzklub“-Konzerte ein relativ neues Angebot ist, möchte ich zuerst auf die beeindruckende Anzahl an Konzerten und Veranstaltungsreihen der vergangenen Jahre eingehen, zumal sie größtenteils bis in die Gegenwart reichen, also fortgeführt werden. Hier sind zuerst die regelmäßig stattfindenden Ventil-Sessions in der „Mischbatt‘rie“ am Rannischer Platz zu nennen, die die südliche Innenstadt mit einem erfrischenden Farbtupfer bereichern. Zudem gibt es eine erfolgreiche Kooperation mit dem WUK Theater Quartier, das leider gerade von dem überraschenden Tod des künstlerischen Leiters Tom Wolter hart getroffen wurde, der wiederum mit Offenheit und Mut zum Risiko eine Vielzahl von Veranstaltungen ermöglicht hat. Die „Sommerkollektion“ des Jazzkollektivs Halle auf dem WUK-Theater-Schiff sei hier stellvertretend genannt. Darüber hinaus verbindet uns eine regelrechte Freundschaft mit dem „Blech“, dem „Pierre Grasse“ und dem „Lila Drachen“, wo auch in diesem Jahr wieder jede Menge Konzerte stattfinden werden. An dieser Stelle auch ein großer Dank an alle diese wunderbaren Partnerinnen und Partner und auch an die, die hier eventuell vergessen wurden.
Was ist mit dem Live-Streaming?
Da ich seit über 20 Jahren Radio mache, lag es nahe, die Konzerte, die regelmäßig mittwochs in der „Jazzklub“-Reihe im „Pierre Grasse“ stattfinden, live per AudioStream zu übertragen.
Kann man sich als Künstler bei Ihnen melden, um auftreten zu dürfen?
Ja, gerne! Dazu geht man am besten auf jazzkollektiv-halle.de und klickt auf „Hallo“. Das ist der direkte Link zur E-Mail-Anfrage an das Jazzkollektiv. Dort kann man auch den Newsletter abonnieren, verpasst keine Konzerte mehr.
Bei Künstleranmeldung: Muss das Genre „Jazz“ zu 100 Prozent bedient werden?
Jazz ist ein sehr weites Feld, das sich glücklicherweise niemals zu 100 Prozent definieren lässt. Insofern ist der Rahmen weit, Experimente sind mehr als willkommen. Allerdings kann, aufgrund der Menge der Anfragen, keine Antwort garantiert werden. Über neue Mitglieder (m/w/d) freuen wir uns natürlich auch, weil so noch mehr erreicht werden kann.
Wie sieht das Feedback in der Stadt aus? Von welchen Erfolgen und Schwierigkeiten ist zu berichten?
Hier sind wir, wie alle Akteurinnen und Akteure im kulturellen Bereich, von der aktuellen Haushaltslage betroffen. Einige Projekte werden gefördert, wofür wir sehr dankbar sind – andere nicht. Da ist noch Luft nach oben, aber grundsätzlich fühlen wir uns als Partner wertgeschätzt und freuen uns auf zukünftige Kooperationen.
Welche Ziele, Pläne und Wünsche gibt es?
Das große Ziel in diesem Jahr ist das erste Jazz-Festival, das im September vom Jazzkollektiv veranstaltet werden wird. Dazu haben wir mit dem WUK Theater Quartier, der „Schwemme“, dem Dom zu Halle und der Templerkapelle in Mücheln vier einzigartige Auftrittsorte gefunden, in denen es vom 18. bis 21. September ein vielfältiges Programm geben wird. Und zwar mit größtenteils jungen Bands und Musikerinnen und Musikern, die sowohl aus der Region, als auch von weit her kommen. Hier kommt allerdings die Frage davor wieder ins Spiel.
Warum?
Leider konnten nicht alle Fördermittelanträge in der gewünschten Höhe bewilligt werden. Damit das Festival in der Form stattfinden kann, wie wir es uns vorstellen, planen wir im Moment eine Spendenkampagne, die im Juni auf „Halle-Crowd“ starten wird. Genauere Infos wird es dann auf der Homepage des Jazzkollektivs, auf „Halle-Crowd“ und auch bei den kommenden Konzerten geben. Je nach Höhe der Spende wird es diverse Vorteile für die Spenderinnen und Spender geben.
Welche?
Neben ermäßigten oder kostenlosen Tickets und Tonträgern muss hier auf jeden Fall das Highlight der Kampagne genannt werden: Für eine Spende ab 1.000 Euro bekommt man ein privates Wohnzimmerkonzert mit Musikern des Jazzkollektivs.
Text: Mathias Schulze