Paul Bartsch im Netz: www.zirkustiger.de
Paul Bartsch & Gutfreund | Lieder vom Kommen und Gehn | Label: Zoundr | VÖ: 09.07.2021 | Wertung: 4/5
Wenn einer heute im Ozean der Singer-Songwriter, also zwischen Mainstream-Pop, poli-tischen Kampfansagen, krampfhaft lustigem Spaß und experimentellen Genre-Mixturen, einfach auf die klassische Liedermacherei setzt, kann das schnell als antiquiert wahrgenommen werden. Bei Paul Bartsch ist das aber ein Glücksfall. Hier gibt es eine poetische Sprache, die mit dem kulturellen Gedächtnis der Menschheit zu spielen weiß, erstklassige begleitende Musiker (Rock, Blues) und einen wahrhaftigen Dialog mit der Welt und den Weggefährten. Bartsch, der zu seiner Radio Corax-Sendung „LiveRillen“ eine gleichnamige Buchreihe entwickelt hat, deren erste drei Bände bereits erschienen sind, setzt auf menschliche Zwischentöne. Auch die „Lieder vom Kommen und Gehn“ berühren direkt und zuverlässig. Grund genug, den Hallenser, der am 24. September ab 19.30 Uhr in der Volksbühne spielt, zum Steckbrief-Interview zu bitten:
Wie würden Sie Ihre Musik in drei Worten beschreiben?
Unterhaltsam. Verletzlich. Ehrlich.
Welcher Song hat Sie zuletzt berührt?
„Rockin’ In A Free World” von Neil Young, als er Trump untersagte, den Song für seinen Wahlkampf zu nutzen. Zudem hat Gundi daraus einen tollen Song gemacht: „Alle oder keiner“.
Sie und ein iPod auf einer einsamen Insel. Es passen nur drei Songs drauf. Welche?
Erstens: Ich würde keinen iPod nehmen, weil ich Apple ablehne. Zweitens: Ich würde lieber eine Gitarre mitnehmen. Und drei Schallplatten: „Live Dates“ von Wishbone Ash, „Fathers & Sons“ von Muddy Waters und „Live“ von Gary Clark. Selbst wenn kein Plattenspieler auf der Insel wäre – die Plattencover allein sind schon toll …
Was wären Sie geworden, wenn es mit der Musik nicht geklappt hätte?
Eigentlich hat alles andere auch geklappt – außer meinem Berufsausweis als Sänger habe ich ein Lehrerdiplom, eine Promotion als Literaturwissenschaftler, eine Professur für Erziehungswissenschaften und reichlich Praxis als Medienpädagoge und Hörfunkjournalist. Fehlt vielleicht noch Botaniker. Das war mein Vater.
Ihre Inspirationen kommen von …
… den Menschen, die mich umgeben (Familie, Freunde), und den Dingen, die mich an- und aufregen.
Vollenden Sie bitte diesen Satz: „Mit Helene Fischer würde ich gern einmal …
… darüber diskutieren, was uns in diesem Leben wirklich atemlos macht. Und wo wir die Puste künftig hernehmen, die uns das Weiterleben sichert.
Der Soundtrack Ihres Lebens?
„Sag mir, wo du stehst“ (Oktoberklub und die Thomas Natschinski Combo). „Als ich wie ein Vogel war“ (Renft), „You Can’t Always Get What You Want” (Rolling Stones), „Warrior“ (Wishbone Ash) und „Pictures Of Lilly“ (The Who).
Text: Mathias Schulze