Pe Werner, 3. Mai, Steintor-Varieté Halle, 20 Uhr, Tickets: www.kaenguruh.de
Mit dem Programm „Vitamin Pe – das Plausch-Konzert“ bringt die Sängerin, Texterin und Komponistin Pe Werner Musik auf die Bühne, die sie für andere Künstler, beispielsweise für Stefan Gwildis, Barbara Schöneberger oder Katja Ebstein, geschrieben hat. Zudem erzählt sie, wie es zu den Lieder kam. Grund genug, bei Werner nachzufragen
Ihre Eltern wohnten bis 1957 in der DDR, siedelten dann über und Sie sind 1960 in Heidelberg geboren. Können Sie sich noch an so etwas wie eine „ostdeutsche“ Prägung in Kindheit und Jugend erinnern?
Auf jeden Fall! Davon erzähle ich auch im Konzertprogramm „Vitamin Pe“. Wir fuhren regelmäßig aus dem hessischen Odenwald nach „drüben“, zu Oma und Opa nach Dresden. Mama, Papa, wir drei Kinder und die sächsische Küche begleiten mich zeitlebens. Ich liebe Quarkkeulchen und Eierschecke. Und meinen ersten Baumkuchen hab ich auch bei meiner Oma gegessen.
Was sagt die Kabarettistin in Ihnen in wenigen Sätzen zum heutigen Weltgeschehen?
Das Weltgeschehen beunruhigt mich sehr. Dass Propaganda-Brüllaffen und Lügen-Barone die Demokratien derart ins Wanken bringen können, ist beängstigend. Vor allem aber, dass sie eine große Wählerschaft hinter sich bringen können. Ich bin verblüfft, wie viele Mitläufer und Gutgläubige den Autokraten abkaufen, sie meinten es gut mit Ihnen. Man glaubt den Populisten, das ist insbesondere in Bezug auf den überall zu beobachtenden Rechtsruck gefährlich.
Stehen Kabarettisten heute vor anderen Herausforderungen, als Sie es damals in den 80er Jahren vorfanden? Könnten Sie sich den Job heute noch vorstellen?
Das Kabarett findet immer Möglichkeiten, das Geschehen satirisch zu kommentieren. Meine Muttersprache war und ist die Musik – damit meine ich nicht den Protestsong. Wir brauchen Wege aus der Angst. Da kann Musik heilend sein.
Wenn jemand weiß, wie man einen guten PopSong schreibt, dann sind Sie es. Verraten Sie uns das Geheimnis? Was muss rein, was sollte zwingend fehlen?
Es braucht einen starken, sofort ins Ohr gehenden Melodie-Bogen und die sogenannte einprägsame Hook-Line, die Schlagzeile im Refrain. Etwas, was hängen bleibt in Ohr und Herz. Mick Jagger hat mal gesagt, es käme nur auf die Hook-Line an, der Rest sei egal: „I can get no satisfaction.“ Ich glaube, er hat Recht. Mein „Kribbeln im Bauch“ wird zu Hochzeiten gespielt, dabei geht es in dem Song um das Erkalten der Liebe.
Wenn Sie heute durch Deutschland touren: Was sehen Sie für ein Land? Was sehen Sie für eine Veranstaltungs- und Kulturlandschaft?
Seit der Corona-Pause haben wir immer noch zu kämpfen im Kultur-Betrieb. Es ist nicht einfach, Menschen zu motivieren, ins Konzert zu kommen. Das heimische Sofa und die Angebote der Streaming-Dienste scheinen sehr verlockend zu sein. Es ist deshalb doppelt schön, zu erleben, wie die Augen der „Publikümer“ strahlen, wenn wir für sie musizieren.
Wie sehen Ihre Pläne und Ziele aus?
Ich hab’ ja viel Phantasie und bin mit einer Extra-Portion Tatendrang ausgestattet. Die nächste Platten-Produktion spukt im Kopf, ich werde als Producerin arbeiten, Theater spielen, weiterhin für andere Menschen texten und komponieren, hoffentlich gesund bleiben und einfach weiter mit meinem SongBauchladen unterwegs sein.
Bitte vollenden Sie den Satz: „Glück ist …
… im Grunde nur eine Frage der Balance.
Text: Mathias Schulze