Es gibt Sänger, die vernudeln die Liedermacherei zu einem Brei für die partysüchtige Masse. Der Leipziger Ralph Schüller ist aus anderem Holze geschnitzt. Ganze dreizehn Musiker sorgen auf seiner neuen Doppel-CD für musikalische Stimmungsbilder. Es gibt eine universale Poesie, die bis in ferne Galaxien hinein deutungsoffen bleibt. Da schwimmt eine süße Schwermut in mediterraner Leichtigkeit, da pulst stets eine zarte Hoffnung in düsteren Bestandsaufnahmen. Wiglaf Drostes Worte aus dem Jahr 2014 haben weiterhin Bestand: „Es gibt eine halbe Handvoll deutschsprachiger Sänger, die Substantielles zu sagen haben. Zu den beiden Granden Danny Dziuk und Hans-Eckardt Wenzel hat sich Ralph Schüller hinzugesellt. Er ver-öffentlicht seit Jahren Lieder, die zum Feinsten gehören, was man in deutscher Sprache gesungen anhören kann.“ Am 1., 2. und 3. Juli spielt Schüller in Leipzig, alle Termine sind unter ralph-schueller.de zu finden. Grund genug, Schüller zum Steckbrief-Interview zu bitten.
Hallo Ralph, bitte beschreiben Sie Ihre Musik in drei Worten:
Liedermacher mit allem Pipapo.
Welcher Song hat Sie zuletzt berührt?
Bob Dylans „Shelter from the Storm“ im Abspann des Films „St. Vincent“. Hauptdarsteller Bill Murray singt parallel mit und kümmert sich herrlich um das Drumherum – und um sich selbst.
Sie und ein iPod auf einer einsamen Insel. Es passen nur drei Songs drauf. Welche?
Dire Straits „Brothers in Arms“, Tschaikowskys „Violin Concerto in D major, Op. 35 mit Nigel Kennedy“. Und Iron Maidens „The Wicker Man“.
Wie finden Sie Streamingdienste wie Spotify?
Aus Urhebersicht erst einmal unsympathisch, weil es zu sehr nach Quantität und Geschäft riecht. Da ist der Teufel immer mit von der Partie, scheißt auf den größten Haufen und ruft die Fliegen herbei. Kleine Lichter haben nur die Tellerwäscher-Chance. Aus Benutzersicht aber auch interessant, weil man Unbekanntes technisch unkompliziert entdecken kann.
Ihre Inspirationen kommen von …
Vom Drumherum, dem Einzigartigen, von Wiederholungen, von Früher, von gestern und jetzt. Eigentlich vom Wo-auch-immer-her- Wunsch, etwas herauszufinden ohne es kaputt zu machen.
Der Soundtrack Ihres Lebens?
Drei iPod-Songs waren schon schwer, aber gut: „Baum-Meer-Wind-Fluss-Katzenschnurren in D-Dur“.