Volker Braun: Große Fuge, Gedichte, Berlin: Suhrkamp Verlag 2021, Klappenbroschur, 56 Seiten, ISBN 978-3-518-43021-7, 16 Euro, in jeder guten Buchhandlung und beim Verlag.
Am Beginn steht die Frage, die nach einem im besten Fall „normalen“ Jahr Schulterzucken erzeugt: „Was haben Sie 2020 gemacht?“ Nun aber ist es das Jahr, in dem die Welt „bewegt ist, miteinmal, stillezustehn.“ Und es tut sich das große und unbekannte Zwischenreich des Wartens auf bessere Nachricht, Aufatmen im Sommer und Wiedereintauchen in die Stille im Herbst und Winter auf, in dem Volker Braun diese Gedichte schreibt. Und eine Sehnsucht nach dem Menschlichen pflegt, bei dem Gedanken an einen flüchtigen wie schamhaften Kuss, der nunmehr allein durch die Maske verhindert wäre … Eine Weltvermessung ist es, die der aus Dresden stammende Büchnerpreisträger unternimmt, ein Bruch, eine Fuge, in dem es ums Ganze geht, um große Mit-Kollegen wie Kertész, um Werden, Vergehen und Trost.