„Alles wird anders, alles wird gut!“, 2. Juli bis 29. August, Graben der Moritzburg, alle Infos: www.apron.de
Geht der Frühling, kommt der Sommer und mit ihm das Freilicht-Theater im Graben der Moritzburg. Eine herrliche Tradition mittlerweile, wie immer initiiert vom Theater Apron. Gegeben wird dieses Jahr das Stück „Alles wird anders, alles wird gut!“. 18 Aufführungen sind geplant. Premiere ist am 2. Juli. Der FRIZZ hat bei Lars Schulz, einem der Regisseure, nachgefragt
Hallo, Lars, Sie sind neu bei Apron, jetzt Teil des Regie-Teams. Erzählen Sie bitte, was erwartet uns dieses Jahr? Welche gesellschaftlichen Themen stecken drin?
„Alles wird anders, alles wird gut!“, so heißt das SommertheaterStück 2025. Und das sagen wir uns auch gegenseitig immer wieder. Dabei wird gar nicht alles anders. Das Publikum erwartet wieder ein hochmotiviertes Ensemble. Musik, Bühne, Kostüm und Technik von gewohnter, hoher Qualität. Im Theaterstück aus der Feder von Lutz Hübner reisen wir durch das 20. Jahrhundert – mit allen Skurrilitäten und Besonderheiten, den Hoch- und Tiefpunkten der deutschen Geschichte. Es wird gesungen, getanzt, gestritten und gelacht. Aber Geschichte ist eben auch politisch, vom Kaiserbild über die Ruinen der Nachkriegszeit und die friedliche Revolution bis zum Tamagotchi. Es geht um Erinnerungskultur, gegen die kurz gedachte Verklärung vergangener Zeiten. Wir laden ein zum Vergleichen, sind aber entschieden gegen Gleichsetzung.
Gleich vier Menschen haben dieses Mal den Regie-Hut auf?
Ja, wir haben die Szenen untereinander aufgeteilt. Alexander Terhorst inszeniert den Auftakt bis zur Weimarer Republik, Katja Blüher die 60er und 70er und Oliver Rank die Jahre ´89 und ´99.
Und Sie?
Ich beschäftige mich mit der Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg, den 30er- bis 50er-Jahren. Das Publikum wird also vier Regie-Handschriften sehen. Dabei haben wir uns auf gemeinsame, verbindende Bilder und Mittel geeinigt, so dass es eine Revue aus einem Guss wird. Auch besonders: Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts wird aus westdeutscher Perspektive erzählt. Das kommt im Osten ja nicht so oft vor. Aber gerade den Witz des mitunter schiefen Blicks wollten wir unserem Publikum nicht vorenthalten. Hübner war selbst Grenzgänger. Ich bin mir sicher, dass das Publikum seine Freude daran hat, wie es sich zwischen der erzählten und der erinnerten Vergangenheit in Wilmas Kneipe wiederfindet. Dazu tragen die Typen bei. Die Aufrechten und Umfaller, die so treffend gezeichnet sind, die so mitreißend gespielt werden. So fühlt es sich im Burggraben auch gleich wieder nach Halle an: Gemeinsam durch – und alles wird gut!
Der Apron-Humor ist speziell beim Sommertheater ein spezieller. Hatten Sie Anpassungsschwierigkeiten? Wo liegt Ihre (Apron)-Faszination?
Ich kenne die Plakate der Sommertheaterstücke schon aus der Zeit, als ich während des Studiums in Halle gewohnt habe. Und ich habe von begeisterten Gästen gehört, wie sie es empfunden haben: Erfrischend, gern mal zotig und dabei dennoch tiefgründig. Gerade die treffende Pointe muss gut inszeniert und umso präziser gespielt sein, damit sie nicht verflacht und verpufft. Auch Boulevard ist Kunst. Und hohe künstlerische Qualität hatten die Apron-Stücke in meinen Augen – nicht nur im Sommer – schon immer. Wir bleiben im Wesentlichen dem Sommer-Genre treu. Aber, wie schon gesagt, Stück und Inhalt verlangen in diesem Jahr neben allem Dur auch den Akkord in Moll.
Apron bedeutet für Sie?
Professionelles Engagement im Team. Zusammen entscheiden, beraten, entwickeln. Apron ist eben Engagement mit Schauwert! So ist es schon in den Proben: Wir lachen sehr viel, auf und hinter der Bühne, beschäftigen uns aber auch tiefgehend mit dem Stück und entdecken die Lust im Text – ohne uns lustig zu machen. Wer dieses Jahr in den Burggraben kommt, bekommt den Lacher und die Gänsehaut, wird bestimmt klüger rausgehen. Kunstgenuss und immer wieder das Angebot, sich selbst zu fragen: Wie hätte ich gehandelt? Weder in der Pause noch nach dem Stück wird es an Gesprächsstoff fehlen. Versprochen!
Sie sind ein Rückkehrer, haben schon in Halle studiert, bevor es auf Weltreise ging. Wie war das und wie ging es dann weiter?
Mein Traum von Halle begann und platze 2006, da bin ich durch die Aufnahmeprüfung für Sprechwissenschaft gefallen. Das hat mich dann eben zur Arbeit am Berliner „Theater an der Parkaue“ geführt, wo ich einige Jahre Regieassistent und Inspizient als Gast war. Ich habe Sprachgeschichte und Theologie studiert und 2012 dann doch noch einen Studienplatz in der Sprechwissenschaft ergattert. Nach dem Abschluss: Berlin und ´ne Menge Mecklenburg – und damit eher eine Zeit- als eine Weltreise. Immer war ich am liebsten in Halle. Dann hab’ ich beschlossen, zurückzukehren und prompt war eine Stelle in Wittenberg frei. Dort arbeite ich jetzt für die Evangelische Kirche in Sachen Rhetorik und Performance. Und ich darf wieder in Halle wohnen. Alte Freundschaften sind geblieben und es hat sich schon so viel Neues entwickelt. Auch durch Theater Apron und das Sommertheater mit seinen herzlichen, begabten, kreativen Menschen!
Bitte vollenden Sie diesen Satz: „Halle ist…
… das Würzburg des Ostens. Dort wie hier so wunderbar: Die engagierte Off-Kultur und die Herzlichkeit der Leute. Halle kommt meinen Heimatvorstellungen am nächsten. Plus eine perfekte Bahnanbindung.
Und was ist Glück?
Da schließe ich mich Lutz Hübner an: Wenn alles anders wird - und gut!
Welche Pläne verfolgen Sie bezüglich Apron?
Ich bin erst im Januar eingestiegen, wollte mich als Mitglied einbringen, vielleicht mal eine kleine Rolle spielen. Theater-Vereinsarbeit im besten Sinne. All das hat sich durch die Beteiligung im Regie-Team für das Sommertheater schon übertroffen. Der Energie, die in der Gruppe, in diesem Verein steckt, folge ich gerne. Sie gebiert ausreichend gute und vor allem gemeinsame Pläne.
Text: Mathias Schulze