Das Kleine Grusel, Konzert, WUK-Theaterquartier am Holzplatz, 9.11., 21 Uhr, kombinierbar mit „Herbst 89“, Abendkasse: 10 (erm. 6) Euro, Kombiticket für beide Events: 20 Euro.
Das Kleine Grusel im Theaterquartier – ein bisschen blümerant darf einem da sein? Aber ja, aber nein: Das Kleine Grusel empört sich nur über die Unzulänglichkeit menschlichen Strebens, schreit sich beim Bächlein aus Tränen die Eifersucht aus der Seele und bettelt dennoch um Gnade für den untreuen Geliebten und: macht einfach tolle Musik
Die Band Das Kleine Grusel um Conni Trieder lässt die Toten eine schauerliche Polka auf den Gräbern tanzen, haucht als zarte Rosemary ihrem Teufelchen ein Wiegenlied und erliegt dem Schwindel der Höhenangst. Messerschneidig wagt sich Das Kleine Grusel von Tom Waits über Tschaikowski bis hin zur düsteren Eigenkomposition. Es entsteht ein, jawohl!, geheuerliches Klangpanorama von lieblicher Süßholzmelodie bis zur haar- und ohrensträubenden Geräuschgrätsche.
Von wonnewohliger Honigmilch bis zu stotterndem Hackfleisch geht dabei das mentale Karussell. Gerade in den Gegensätzen liegt die Spielfreude und die Kraft dieser Combo, ihres liebevoll ausgewählten Programms. Neben der Ur-Hallenserin, jetzt Neu-Kölnerin Conni Trieder, Flöten/Gesang, sind noch Yannis Anft, Klavier, Conrad Noll, Kontrabass, und Dominik Mahnig am Schlagzeug mit von der Partie.
„Ein akustischer Leckerbissen voller schaurig-schöner Momente“, titelte die Mitteldeutsche Zeitung anlässlich eines Auftritts im Vorjahr begeistert. Das Programm des Kleinen Grusels umfasst neben Stücken von Waits auch Erlesenes von Kurt Weill und Hanns Eisler, es setzt Filmmusiktitel aus alten Horrorfilmen von Alfred Hitchcock und Roman Polanski in der Welt, garniert mit einem rumänischen Volkslied und Eigenkompositionen. Das Quartett macht sich die Stücke zu eigen und begleitet sie mittels Improvisation in neue Gefilde. 2018 ist das Platten-Debüt bei Hasenrecords Halle erschienen.
Am für die deutsche Geschichte so schwangeren 9. November treten die vier am Holzplatz um 21 Uhr im dortigen WUK-Theater- Quartier auf; zuvor wird 19 Uhr das „Herbststück 89“ gegeben – beides kann man einzeln wie im Kombiticket zu lässigen Preisen genießen. Und vielleicht ist dieses einmalige Doppelpaket nicht nur eine gute Gelegenheit, das ambitionierte Theaterhaus am Fluss zu besuchen, sondern einfach nach bewegten Wochen zu sitzen, zu sehen, zu hören und nicht allein zu sein mit dem, was einen bewegt.
Text: André Schinkel