Judith Mahler ist in Österreich geboren und lebt heute als freie Schauspielerin in Halle. Man kennt sie von ihren Engagements am neuen theater. Und nicht nur das: Mahler ist auch Energetikerin. Was das ist und wie sie Halle wahrnimmt, verrät sie im Interview
Hallo, Judith, Sie sind in Österreich geboren: Wie und warum hat es Sie nach Halle verschlagen?
Nach Halle haben mich Matthias Brenner und sein damaliges Team am neuen theater gebracht. Ich stand sowieso gerade in einem Wandel in meinem Leben, daher hat mich nach meinem Vorsprechen das Angebot sehr beglückt, für einige Zeit als Schauspielerin ans Theater in Halle zu kommen.
Wie waren Ihre ersten Eindrücke von der Stadt? Verraten Sie uns bitte Ihren externen Blick.
Sonnig, sehr wohlwollend und interessant. Meine Begegnungen fanden natürlich zunächst hauptsächlich im Theater statt. Wenige Zeit später habe ich mich auch außerhalb des Theaters umgesehen. Ich bin auf viele tolle Initiativen und Freizeitmöglichkeiten gestoßen. Natürlich gibt es auch den anderen Blick: Wenn ich mit der Bahn fahre, sehe ich manchmal Erschöpfung in den Gesichtern, auch Frust, Trauer und Regungslosigkeit. Ach, und dann lächelt mich ein Kind an, schaut neugierig, hat keine Angst, noch nicht. Kinder sind toll. Von denen können wir uns was abschauen. „Wenn ich mit der Bahn durch Halle fahre, sehe ich Erschöpfung in den Gesichtern, manchmal auch Frust, Trauer, manchmal Regungslosigkeit.“
Sie haben mir erzählt, dass Sie neben Ihrer Schauspieltätigkeit als „Emotioncode-Anwenderin“ arbeiten und die erste hier in Halle sind, die eine Zertifizierung dafür hat. Was ist das? Wie kommen Sie dazu?
In den letzten Jahren haben mich persönliche Verluste und Enttäuschungen, aber auch ein großes Interesse am Erforschen meines eigenen Seins und des Wesens des Menschen dazu gebracht, meinen Fokus mehr nach innen zu richten und auf verschiedene Weisen Kontemplation zu betreiben. Auf diesem Weg habe ich die Emotioncode-Arbeit kennengelernt. Bei dieser Methode arbeite ich mit dem energetischen Feld des Körpers, gehe davon aus, dass unsere Organe, unser Gewebe, aber auch unsere Emotionen, Erfahrungen, Traumata oder Beziehungen Energien in sich tragen. Energien können sich festsetzen oder auch Ungleichgewichte herstellen. Mit dem Emotioncode löse ich Altlasten, die aus überfordernden vergangenen Ereignissen stammen. Ich schaffe damit die Voraussetzung, dass die Selbstheilungskräfte im Körper aktiviert werden können, dass emotionale Schwierigkeiten verschwinden oder viel leichter bewältigt werden können.
Als ich das hörte, war meine Skepsis und Neugierde groß. Wir haben telefonisch eine Anwendung an mir durchgeführt. Was soll ich sagen? Es war ein arbeitsreicher Tag, nach der rund 30-minütigen Session am Abend war ich entspannt, vorher eher hippelig und erschöpft. Die anhaltende Skepsis können Sie aber verstehen, oder?
Ja, klar. Skepsis ist auch nicht unbedingt schlecht. Heutzutage gibt es einen großen Heilungsdschungel da draußen. Da stellt sich natürlich die Frage: Wem kann ich vertrauen? Als ich die Methode innerhalb eines Webinars kennengelernt habe, war ich auch etwas skeptisch, jedoch auch verblüfft, was für Veränderungen diese bei Menschen hervorgerufen hat. Ich kann mich sehr gut an eine Frau erinnern, die seit 30 Jahren Schmerzen in einem Fuß hatte, welche nach einer Anwendung vollkommen weg waren. Das hat mich tief berührt und mein Verständnis dafür, die Welt nicht nur aus einer materiellen Perspektive zu betrachten, erweitert. Ich konnte nicht verneinen, dass das, was ich gerade gesehen hatte, stattgefunden hat, also bin ich dem nachgegangen. Und heute, zweieinhalb Jahre später, bin ich selbst diplomierte Anwenderin der Methode.
Zur Schauspielerei: Wird man Sie wieder in Halle auf der Bühne sehen? Was sind das für Erfahrungen, die Sie als freie Schauspielerin bislang gesammelt haben?
In Laufe des letzten Jahres habe ich in einem Stück am Theater in Rudolstadt gespielt, hatte einen Dreh für einen Kurzfilm in Nürnberg, war hier in Halle am neuen theater in „Wasted“ unter der Regie von Krzysztof Minkowski zu sehen und habe ein bisschen synchronisiert. Meine Beschäftigung mit dem Mensch-Sein hat mich dazu geführt, andere Menschen auf ihrem Lebensweg zu begleiten. Ich biete Coachings für Frauen und (werdende) Schauspieler und Schauspielerinnen an. Mein Fokus liegt darauf, die eigenen Energien in Balance zu bringen, sich von Altlasten und transgenerationalen Traumata zu befreien, den Körper und Geist in Fluss zu bringen und Menschen dahin zu begleiten, ihr Potential auf natürliche und authentische Weise zu leben. Zusätzlich dazu biete ich nun auch Emotioncode-Anwendungen an, die tief ins Unterbewusstsein greifen und nachhaltige Veränderungen unterstützen. Ich führe Anwendungen an Menschen und Tieren aller Altersklassen durch.
Oh!?
Diese Methode ist für jede und jeden geeignet. Ihre Anwendung ist – nach Absprache mit Eltern, Sorgeberechtigten oder Ärzten und Ärztinnen - auch an Menschen mit Beeinträchtigung, an komatösen Menschen, Babys oder Kleinkindern möglich. Meine Tätigkeiten sind also bunt und vielseitig, und ich bin gespannt, wohin die Reise in Zukunft geht.
Zurzeit ist in Halle am neuen theater nichts in Planung?
Zurzeit nichts. Ich schließe jedoch nicht aus, dass da in Zukunft wieder etwas entsteht. Ich fühle mich als freier Mensch, der mit den Bällen des Lebens jongliert. Es ist ein Spiel – und irgendwann verlassen wir dieses Spiel. Bis dahin will ich meinen Einfluss als machtvolles Wesen sinnvoll und wertebasiert geltend machen.
Was ist Glück?
Glück kann so vieles sein. Mein persönliches Glück ist, das Leben zu erforschen. Ja, zu leben, zu erleben, zu inspirieren und inspiriert zu werden. Und das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen willkommen zu heißen. Was für ein Glück, dass uns dieses eine Leben gegeben wurde! Was für ein Geschenk!
Text: Mathias Schulze