Spielzeitstart am Anhaltischen Theater Dessau, alle Infos: www.anhaltisches-theater.de
Im Anhaltischen Theater Dessau geht es ab September wieder los. Doch wie bereitet man Kunst in Zeiten einer Pandemie vor? Wo liegen die Schwierigkeiten und Chancen? Was hat man sich in Dessau ausgedacht? Wir haben den Generalintendanten Johannes Weigand zum Gespräch gebeten
Herr Weigand, Ihr Hygienekonzept steht. Können Sie ein paar Beispiele nennen, die die Anpassung der Spielplans ab September illustrieren?
In unserer musikalischen Tragödie „Die menschliche Stimme“ (Musik von Francis Poulenc, Text von Jean Cocteau) geht es um eine verlassene Frau, die telefoniert und das Haus nicht verlässt. Im Puppenspiel „Effi Briest“ gibt es nur eine Puppenspielerin. Im Stück „Mission Mars“, ein Schauspiel von Björn SC Deigner, spielt man in Raumanzügen. Wir haben schnell versucht, einen Spielplan zu finden. Dabei muss man einige Umstände bedenken, so hat unser Chor beispielsweise ein halbes Jahr nicht mehr gesungen. Also bleiben wir kreativ, aber man darf sich von der Situation auch nicht alles diktieren lassen. Die Stücke sollten schon etwas mit uns, unserer Gesellschaft und der Gegenwart zu tun haben. Und da gibt es nicht nur Corona.
Müssen sich Mitarbeiter vor einem eventuellen neuerlichen Corona- Krisenmodus fürchten?
Das ist viel zu prophetisch gefragt. Fakt ist, dass wir die erste „normale“ Oper, die aber auch nicht „normal“, sondern angepasst gespielt wird, für Ende Januar 2021 planen. Bis Weihnachten gibt es ein kreatives Extraprogramm. Und ich finde es beachtlich, was wir bis dahin an neuen Stücken und Konzertprogrammen geplant haben.
Die Gesellschaft ist polarisiert, es gibt ein Land- und Stadtgefälle und eine soziale Schieflage, die Klimakrise ist schon da. Welche Rolle kann und sollte ein Leuchtturm wie das Anhaltische Theater Dessau in diesen Zeiten einnehmen?
Wir achten schon auf eine gute Mischung, denn wir haben natürlich ein heterogenes Publikum, ein Drittel kommt aus dem Umland. Entscheidend ist, dass die gesellschaftlichen Bezüge auf die Bühne, zur Anschauung und zur Diskussion gestellt werden müssen. Da ist es egal, ob es ein Aischylos- Stück ist oder ein modernes – wie „Führ’ mich ans Licht“, ein Klassenzimmer- Stück von Olav Amende, das am 17. September im Walter- Gropius-Gymnasium Premiere feiert. Kommen die gegenwärtigen Bezüge nicht auf die Bühne, sind wir ein Museum. Und das wollen wir nicht sein.
Text: Max Feller