Das letzte Wort hat in diesem Monat der Schulleiter des Lyonel-Feininger- Gymnasiums, Jan Riedel. Riedel, 1982 in Borna geboren, ist Begleiter und Manager von 650 Schülern und will stets etwas bewegen. Seine vom Humanismus und der Reformpädagogik geprägte Schulphilosophie jedenfalls kommt an.
Herr Riedel, bitte vollenden Sie diesen Satz: in Halle hat mich in letzter Zeit besonders aufgeregt, dass ...
… die Planung der Verkehrssituation scheinbar keinem konzentrierten Konzept folgt, sondern sich wie Kraut und Rüben über die Stadt ergießt. Besonders dramatisch und gefährlich empfinde ich es vor unserem Schultor. Am Hallorenring donnern die Autos viel zu schnell entlang, da fehlt eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Und es fehlt an einem markierten Fußgängerüberweg, um zwischen Hallmarkt und der sogenannten „Spitze“ hin und her zu pendeln. Wo bleibt der Schutz der Fußgänger, die Sicherheit meiner Schüler? Was mir als passionierter Radfahrer begegnet, davon will ich erst gar nicht sprechen. Es ist so eine grundsätzliche Verachtung der Bevölkerungsgruppe zu erkennen, die sich schadstofffrei und gesund von A nach B bewegt. Ich kann auch nicht begreifen, warum der Autoverkehr durch unsere schöne Altstadt, zum Beispiel die Kleine Ulrichstraße, fahren muss.
Was muss sich ändern?
Dass es mehr Menschen mit Visionen und mit mehr Mut zu neuen Konzepten gibt. In der Schule, in der Verkehrsbehörde, überall.
Welcher Ort in der Stadt ist ihnen der liebste?
Die Dölauer Heide. Ich durchquere das Waldstück täglich mit dem Rad. Es funktioniert für mich wie eine Schleuse. Morgens werden meine Sinne geschärft und am Nachmittag fällt der Stress des Tages ab. Manchmal komme ich wie gereinigt in Dölau an. So ein tägliches „Naturbad“ ist eine Menge wert.
An welchen Ort in der Stadt würden Sie Besuch von außerhalb indes nie führen?
In den „Taubenhof“ auf unserem Schulareal. Da liegen tatsächlich massenweise tote Tauben rum. Das ist ein Bild, das ich keinem zumuten möchte. Der Innenhof ist natürlich nicht zugänglich, soll aber mal ein charmanter Pausen- Rückzugsort werden. Ich hoffe, dass es bald vorangeht.
Welche Pläne und Visionen haben Sie für die Zukunft?
Ich wünsche mir eine bewegliche, gelingende und wohlwollende Schule mit einem schönen Gebäude mitten in der Stadt. Wenn wir den Schülern tagtäglich gute Leistungen abverlangen, dann sind wir auch in der Pflicht ihnen den Rahmen dafür zu bieten. Zudem möchte ich Inspiration schaffen, aber auch inspiriert werden. Einen Lernort zu gestalten, der agil, anregend und nach den Bedürfnissen der Schüler ausgerichtet ist, ist ein Ziel, das mich jeden Morgen antreibt.