Sehnsucht – Romantik, bis 3. November, Kunsthalle Talstrasse, alle Infos: www.kunstverein-talstrasse.de
Von Gemälden der Romantik über Werke der Moderne bis zur Gegenwart: Die Ausstellung „Sehnsucht – Romantik“ in der Kunsthalle Talstrasse fragt nach dem Romantischen. Das gelingt eindrücklich
Jede Kunst steht in einem Bezug zu den gesellschaftlich-politischen Verhältnissen. Dennoch, so hält es auch die Ausstellung in der Kunsthalle Talstrasse fest, gibt es das Motiv des Romantischen, das sich wie eine anthropologische Konstante durch die Menschheit frisst. Doch was kennzeichnet das Romantische? Von Johann Christian Reinhart (im Bild) über Uwe Pfeifer („Antennendach“, 1973) bis zu Matthias Rataiczyks Zeichnungen auf Papyrus namens „Engel I“ und „Engel III“ (2008) reicht die breite Palette. Malerei und Grafik, mehr als 80 Exponate aus verschiedenen Jahrhunderten und Werke mit regionalem Bezug machen es deutlich: Das Romantische ist der große Handschlag, die große Übereinstimmung, die scheinbar auf eine höhere Macht verweisende Harmonie zwischen Mensch und Natur! Das Sonnenlicht, die Weite, auch die Stürme und das Gewitter, selbst die Enge und Eintönigkeit moderner Städte, die Uwe Pfeifer so fasziniert festhält, können diesen Moment, in dem des Menschen Sehnsucht auf magische Weise mit der Unbegreiflichkeit und idealisierten Schönheit der Natur korrespondiert, nicht tilgen. Das Romantische ist ein künstlerisches Verfahren, in dem eine ins Göttliche weisende Einheit zwischen Mensch und Natur behauptet wird. Diese Magie spricht unsere Seele unmittelbar an, wir erkennen diese unergründliche Harmonie sofort – noch ohne Worte dafür zu haben. Sie beruhigt uns, sie spricht zu unserer Sehnsucht, sie weitet unsere Brust. Gemäuer bekommen eine Anmut, strahlende Kinderaugen verweisen auf einen höheren Sinn, rote Himmel in Kombination mit nackten Menschen erfüllen uns mit einem geheimnisvollen und wunderbaren Schauer. Es ist, als würden wir etwas Höheres spüren, als würden wir Gott ins freundliche Gesicht schauen.Passend dazu ist auch ein Jean-Paul-Zitat an den Wänden notiert, es spricht vom „Ahnen einer größeren Zukunft als hienieden“. Romantische Kunstwerke – und es gab sie schon vor der als „Romantik“ benannten kulturgeschichtlichen Epoche – sind Ausdrücke unserer utopischen Vorstellungskräfte. Diese wird es immer geben, solange wie Menschen auf dem blauen Planeten atmen. Die Kunst singt darüber so manche sehnsüchtigen Lieder.
Text: Mathias Schulze