Kitesh, ab 18. Oktober, Oper Halle, www.buehnen-halle.de
Mit „Kitesh“ gastiert das Opern- und Musiktheater „Hauen und Stechen“ aus Berlin ab 18. Oktober in Halle. Grund genug, bei der Regisseurin Franziska Kronfoth nachzufragen
Sie haben 2012, zusammen mit Julia Lwowski, das Musiktheater „Hauen und Stechen“ gegründet. Warum?
Wir lieben die Oper! Wir wollen, dass sie lebendig ist. Und wir glauben nicht, dass sie das in musealer Form sein kann. Deswegen haben wir eine spezielle Arbeitstechnik entwickelt. Wir sichten die Vorlagen, die Texte, die Literatur, die gesellschaftlichen und philosophischen Themen, die Entstehungsgeschichten und die Historie. Das kann dann alles ins Stück einfließen und soll nicht nur im Programmheft zu lesen sein. Hinzu kommt noch „fremdes Material“, das sich aus der Motivgeschichte, aus unserer heutigen Zeit ergibt. Oft fokussieren wir uns auch auf Aspekte, die das ursprüngliche Stück zwar hergibt, denen es aber an Raum zur Entfaltung fehlt. Das mündet dann in sehr bunte, opulente Theaterabende.
Skeptiker könnten sagen, Sie überfrachten die Stücke?
Die Leute reagieren unterschiedlich. Manche sind von der Fülle an Bildern, Informationen oder Gedanken überrascht und vielleicht auch überfordert. Unsere bisherigen Erfahrungen sind aber eher so, dass sich auch die routinierten Operngänger über neue Reize und Entdeckungen freuen. Das jüngere Publikum freut sich meistens an unserem nicht-elitären Umgang mit der Oper. Wir bieten einen großen Spielplatz, an dem man sich berauschen kann. Und das wird zumeist auch so honoriert und wahrgenommen.
Sie kennen die „ästhetischen Diskussionen“, die seit Amtsantritt von Ex-Opern-Intendant Florian Lutz in Halle geführt wurden?
Florian Lutz ist einen mutigen Weg gegangen, und wir wurden von ihm extrem unterstützt. Ich finde das schon sehr bemerkenswert.
Kommen wir zum Stück selbst.
Die Vorlage ist die Oper „Die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch und der Jungfrau Fewronija“ von Nikolai Rimski-Korsakow, hinzu kommen Neukompositionen von Alexander Chernyshkov. Da gibt es eine Utopie, eine ideale Stadt, die aber just dann verschwindet, wenn man sie erobern will. Wir wollen zusammen mit dem Publikum diese Stadt suchen. Es wird eine Wanderung geben, wir beginnen am Brunnen vor der Oper, bewegen uns über mehrere Stationen. Wir suchen nach dem utopischen Zwilling der realen Stadt, danach, wie man verwandelt statt erobert. Es ist auch eine sehr bereichernde Auseinandersetzung mit dem russischen Kulturkreis.
Die Einbindung der jeweiligen Aufführungsstadt spielt bei Ihnen eine große Rolle.
Es wird einen Dokumentarfilmteil geben, wir haben mit Menschen aus Halle gesprochen. Ein Laienchor aus Halle, „Die Chorespondenten“ heißt er, ist mit eingebunden.
Text: Mathias Schulze