Die Jäger, 5., 6., 7. März, Krug zum grünen Kranze, Talstraße 37, jeweils 19 Uhr
Die „Hallesche Kulturreederei“ zeigt im Winter eine Open Air-Produktion. Die Dystopie namens „Die Jäger“ spielt mit unserer Wahrnehmung der Gegenwart. Eine Bühnenkritik
Kaum hat man im beheizten Pavillon des Restaurants „Krug zum grünen Kranze“ Platz genommen, zeigt sich ein großer Schauwert: da die reale Kulisse, gleich folgt die Inszenierung einer traurigen Fiktion. Basierend auf einem Text von Christian Hussel hat das freie Theater „Hallesche Kulturreederei“ ein Stück namens „Die Jäger“ inszeniert. Regie? Anja Jünger und Martin Kreusch.
Vom Pavillon aus sieht man die beleuchteten Schmuckstücke der Stadt. Triumphierend steht die Burg Giebichenstein, eiskalt fließt die Saale, geduldig dient die Kröllwitzer Brücke dem rauschenden Verkehr. Das ist Urlaub für jene Augen, die sonst nur von Haustür zu Haustür schauen. Horizonterweiternd.
Und dann kommen Klaus und Manfred. Eichhörnchen wollen sie schießen. Das bringt ein bisschen Geld. Früher war alles anders, und nur ein bisschen besser. Damals musste man noch an all den Maulwürfen oder Regenwürmern selbst Hand anlegen. Heute aber wird geschossen, das geht nicht so aufs Gemüt.
Was ist passiert? Sind die sozialen Sicherheitssysteme kollabiert? Fielen Bomben, war es die Klimakrise? Überall Müll, den Männern entfallen abgebrochene Worte, das Fernrohr wird scharf gestellt: Wo sind die blühenden Landschaften? Die Darsteller Oliver Rank und Manuel Wagner sind entsolidarisierte Opfer, Einzelgänger mit Maschinengewehren, denen die Not die Seele zerfressen hat.
Läuft man durch heutige Städte, sieht man solche Menschen am Straßenrand sitzen, das Stück wird zum Spiel mit unser Wahrnehmung. Was ist real? Was Fiktion? Brettern Sirenen durch das abendliche Halle, schaut man in die Gewehrläufe, die direkt aufs Publikum gerichtet sind, können diese Kategorien wunderbar verschwimmen. Ist diese Dystopie schon Gegenwart?
Es kommt darauf an, wohin man schaut. Die frisch geschossenen Eichhörnchen, die als Plüschtiere aus dem Himmel purzeln, sorgen für ein wenig Humor. Dennoch fehlt dem Stück eine innere Dynamik. Welche Wege führen denn in diese Welt? Wo sind die Profiteure dieser Endzeit? In den gut 70 Minuten entwickelt sich nicht wirklich eine packende Handlung, alles ist von Anfang an da, eine Atmosphäre des Stillstandes. Es ist, als würde man auf ein tieftrauriges Gemälde schauen. Das hat seinen Reiz, nur bleibt es dem Zuschauer zu sehr selbst überlassen, sich packen und unterhalten zu lassen.
Text: Mathias Schulze