Lichter der Straße, 14. April, Puschkino, 20 Uhr, Crowdfunding für eine Kinotour unter www.startnext.com/kinotourlichter
Die Regisseurin Anna Friedrich hat den Dokumentarfilm „Lichter der Straße“ gedreht, den sie im April im Puschkino vorstellen wird. Thematisiert werden nomadisch lebende Menschen. Wir haben mit der Filmemacherin
gesprochen
Hallo, Anna, was ist das für eine Reibung, die entsteht, wenn man Nomadinnen mit den Menschen, die eine 40-Stunden-Festanstellung nachgehen, vergleicht? Welcher kritische Blick entsteht auf die Sesshaften?
Mein Versuch mit „Lichter der Straße“ war es, einen Perspektivwechsel anzuregen. Kritisch zu hinterfragen, welche Bewertungsmaßstäbe wir Sesshaften an andere Lebensweisen anlegen, von welchen Romantisierungen und negativen Vorurteilen unser Blick geprägt ist. Und was das mit dem immer wieder Zuschreiben des Andersseins zu tun hat, dass es Nomadinnen, vor allem denen, die als solche geboren werden, sehr schwer macht, in diesem Land ein freies Leben zu führen.
Und mit welchen Problemen haben die Nomaden zu kämpfen? Welche Sehnsucht treibt sie an? Kann man diesbezüglich verallgemeinern?
Die im Film begleiteten Menschen leben auf ganz unterschiedliche Art und Weise im Unterwegssein. Manche von ihnen haben ein festes Heim und werden als „Reisende“ geboren. „Reisende“ ist eine Selbstbezeichnung der Angehörigen der Volksgruppe der Jenischen, zu der zwei Protagonistinnen in der Erzählung gehören. Sie müssen mit Diskriminierungen im Alltag umgehen und versuchen gleichzeitig ihre durch die Unterdrückung der Nazis stark ins Verborgene entschwundene Kultur zu wahren und zu leben. Es war erschreckend, wie oft mir Jenische in Recherchegesprächen von Traumata in der Familie aus der Nazi-Zeit erzählten.
Was sind die Folgen?
Die Folgen reichen bis ins Jetzt: Viele Jenische verschweigen ihr Jenisch-Sein, um sich zu schützen.
Eine weitere Protagonistin ist auf der Walz, also mindestens drei Jahre und einen Tag auf Wanderschaft mit ihrem Beruf der gelernten Landwirtin. Sie erlebt ganz andere Herausforderungen, ist durch ihre traditionelle Kleidung im öffentlichen Raum sehr sichtbar. Zu ihren Themen gehört die Frage nach dem richtigen Kompromiss
zwischen der Lust am Unterwegssein und dem sesshaften Beruf.
Das vollständige Interview findet man unter www.facebook.com/HalleFrizz.
Text: Mathias Schulze