„Stühle: Dieckmann!“ und „Sitzen neu betrachtet“ – Doppelausstellung zu Erich Dieckmann, bis 27.3., Kunststiftung: Mi–So 14–18 Uhr, Volkspark: Mo–So 14–19 Uhr, Eintritt jeweils frei
Hommage an einen vergessenen Bauhäusler: Kunstgewerbemuseum und Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin, die Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt und die Burg Giebichenstein Halle präsentieren gemeinsam eine große Erich-Dieckmann-Ausstellung und folgen bei der Wiederentdeckung seinen Spuren in der Gegenwart
Erstmals seit über 30 Jahren wird dem Bauhäusler und Burg-Lehrer Erich Dieckmann (1896– 1944) wieder eine große Ausstellung gewidmet, die am 11. Februar in Halle geöffnet wurde und ab Mai in Berlin zu sehen sein wird. Die Wiederentdeckung dieses Gestalters, der wie Marcel Breuer mit Formen und Materialien experimentierte, ist eine gemeinschaftliche Idee – sowohl in Berlin als auch in Halle hat Dieckmann gewirkt.
Die Ausstellung mit dem Titel „Stühle: Dieckmann!“ ist in Halle an zwei Orten zu sehen, in den Räumen der Kunststiftung am Neuwerk und in der Burg Galerie im Volkspark. Gezeigt werden neben Möbeln, Grafiken, Entwürfen, Zeichnungen Dieckmanns auch zeitgenössische Arbeiten, die sich mit seinen Ansätzen (Abb., „Living like Dieckmann“ von Margit Jäschke und Stephan Schulz, Foto: Matthias Ritzmann) beschäftigen.
In Halle leitete Dieckmann von 1931 bis zu seiner Entlassung durch die Nazis 1933 die Tischlereiwerkstatt. Danach schlug er sich mit Sachbearbeiter- und Referentenjobs durch, bis er im November 1944 mit nur 48 Jahren starb. In der Ausstellung in der Kunststiftung ist sein erster Stuhl zu sehen. Es handelt sich um den Holzstuhl mit Binsengeflecht, den Dieckmann 1923 als Bauhausschüler entworfen hatte.
Es folgen Typenmöbel, die er um 1930 für die Einrichtungsprogramme entwickelt hatte, um damit ganze Räume wie Arbeits-, Wohn- und Schlafzimmer auszustatten. Die dazugehörigen Entwürfe und historische Fotos kommentieren die Konstruktion bzw. die Aufstellung und Wirkung der Möbel im Raum. Die Kunststiftung nähert sich dem Werk Erich Dieckmanns mit einem eigenen Ausstellungsformat, in dem die Möbel von Erich Dieckmann reproduziert, neu inszeniert und – benutzt, ja „besetzt“ werden dürfen.
In der Burg Galerie ist mit Reflexionen, Entwürfen, Fotografien der Ausstellungsteil „Sitzen neu betrachtet“ zu sehen. Studierende der Burg haben die Entwürfe Dieckmanns erkundet. Es wurden mehrere Semesterprojekte initiiert, eine Kartensammlung erstellt, ein Kurs in der Fotografie widmete sich Dieckmann. Zur Ausstellung, bis zum 27. März in Halle zu sehen, erschien ein 200-seitiger Katalog im Mitteldeutschen Verlag.