Felix Meyer, Norman Daßler & mondëna quartet, 8. November, Ulrichskirche Halle, 19.30 Uhr, Tickets: www.cultour-buero-herden.de
Der Liedermacher Felix Meyer spielt in der Ulrichskirche in Halle. Grund genug, bei Meyer nachzufragen
Hallo Felix Meyer, ein Auftritt mit Norman Daßler und dem Leipziger „mondëna quartet“ steht bevor. Was machen diese musikalischen Einflüsse mit Ihren Songs?
Seit dem Album „später noch immer“ arbeiten wir in dieser Konstellation zusammen. Es fühlt sich an, als hätten die Lieder und Texte ein flexibles und bewegtes Zuhause gefunden. Norman Daßler treibt, während das Streichquartett trägt. Wir haben mittlerweile viele Konzerte so gespielt. Ich freu mich, dass diesen Herbst ein paar wundervolle Orte dazukommen werden. Es ist durch die Art der Instrumentierung tanzbar und erzählerisch zugleich.
Sie werden dieses Jahr 50 Jahre alt! Midlife-Crisis schon überstanden? Wären Sie gern noch einmal 20 Jahre jung?
Um die 50 zu sein, ist ein guter Zustand. Man merkt langsam, dass man einen Körper hat und beginnt zu verstehen, warum man ihn irgendwann nicht mehr haben kann. Ich glaube, das mit der Krise ist Quatsch. Das Leben ist ein ständiges Auf und Ab. Wenn man die Welt da draußen ernst nimmt, kann man mit ihr kaum je einverstanden sein. Wenn man sie wiederum bei mitteleuropäischem Licht betrachtet, kann man nur schwerlich ganz unzufrieden sein. Natürlich wäre ich gerne mal wieder 20 - wie ich gerne mal einen Tag in dieser oder jener Epoche der Menschheitsgeschichte verbringen würde. Ich bin auch gerne mit heute 20-jährigen unterwegs. Die kommen mitunter in unsere Konzert, sind wahnsinnig intelligent und abgebrüht und man kann sehen, was ein paar Generationen Investition in Bildung und Kultur gebracht haben. Da scheinen wir als Gesellschaft gerade an einem Wendepunkt zu sein und merken nicht, dass es das ist, was uns von Systemen unterscheidet, die wir ablehnen: ein geradezu unverschämter Wohlstand, der im Gegenzug Querköpfe, bessere Ideen und wildes Denken fördert.
Wie blicken Sie heute aufs Verhältnis von Kunst, Gesellschaft und Politik?
Das Verhältnis ist im Ungleichgewicht - spätestens seit in der Pandemie der Begriff der „Systemrelevanz“ die Bühne betrat. Da wurde klargemacht, dass sich Kinder, Alte, Protestierende, Künstlerinnen und Intellektuelle hinten anstellen können. Das war vielleicht schon länger so, aber man hat es selten so sehr gespürt. Seitdem ist die Gesellschaft am Kippen und die Politik scheint fast ausschließlich aus Vertretern von Wirtschaftsinteressen zu bestehen. Ein kluger Kabarettist hat das einmal „Kapitalismus im Endstadium“.
Text: Mathias Schulze
