Fête de la Musique, 21. Juni, alle Infos auf: www.fete-halle.de
Am 21. Juni ist es wieder so weit: Die „Fête de la Musique“ verwandelt Halle in ein riesiges, eintrittsfreies Straßenmusik-Festival. Grund genug, bei den Projektleitern Marie Meier und Stefan Kegel nachzufragen
Sie organisieren die „Fête de la Musique“ schon seit ein paar Jahren. Können wir bitte zuerst ein kleines Fazit ziehen. Warum machen Sie das?
Kegel: Wir organisieren die „Fête de la Musique Halle“, weil wir ein großartiges Team sind, es einfach Spaß macht, gemeinsam ein buntes, vielfältiges Fest auf die Beine zu stellen. Unser Ziel ist es, Kultur erlebbar zu machen. Wir wollen Erlebnisse schaffen, an die sich die Menschen gern erinnern.
Die „Fête de la Musique“ soll …
Kegel: … ein Raum sein, in dem Vielfalt gelebt wird, Menschen sich begegnen, Brücken gebaut werden – ganz ohne kommerziellen Druck. Wir schaffen eine barrierefreie Veranstaltung, die für alle zugänglich ist – unabhängig von Alter, Herkunft oder körperlichen Voraussetzungen. Es geht uns auch darum, Kultur zu fördern, junge Künstlerinnen und Künstler zu unterstützen und den interkulturellen Austausch zu stärken. Wir lieben Musik, wir lieben Festivals – und genau deshalb organisieren wir mit viel Herzblut jedes Jahr die „Fête de la Musique“ in Halle. Ein Fest, bei dem jede und jeder willkommen ist. Ein Fest, das Lebensfreude, Gemeinschaft und Musik in den Mittelpunkt stellt.
Wo wird dieses Jahr gespielt?
Meier: Die „Fête de la Musique“ ist ein Stadtfestival, das die unterschiedlichsten Facetten Halles miteinander verbindet. Gespielt wird in der ganzen Stadt. In der Innenstadt gibt es dieses Jahr sechs Bühnen. Bekannte wie die „Schwemme“ und die „Blaue Stunde“ werden dieses Jahr zum ersten Mal ergänzt von der „Campus-Bühne“ am Steintor, der „Grünen Stadtklang-Bühne“ an der Fahne am Hansering, der „Die Linke Halle Bühne“ am „Die Linke Laden“, direkt beim „Format Filmkunst e.V.“, bei denen Musik und Stummfilme gezeigt werden. In der Südstadt gibt es wieder Musik in der „Mischbatt’rie“ und am „WUK Theater Quartier“. Wir freuen uns sehr, dass es an der Johanneskirche nach einigen Jahren mal wieder ein Bühne geben wird. Auch in der Neustadt haben wir mittlerweile drei Bühnen. Die „Passage 13“ ist neu dabei, die „Grüne Oase“ an der „Pusteblume“ und die „Nexus Stage“ an der Passendorfer Kirche sind wieder am Start.
Eine Menge!
Meier: Ja, und zum ersten Mal haben wir dieses Jahr eine Bühne in Heide-Nord mit Hip-Hop auf der „HeiNoJam“ an der „Base“. Und auch Kröllwitz ist dieses Jahr zum ersten Mal dabei. Die „Kunsthalle Talstraße“ macht eine Bühne und Familie Papenburg lädt auch mit Musik und Getränken ein. Jeder Stadtteil bringt seinen eigenen Charakter mit - genau diese Vielfalt möchten wir zeigen und feiern.
Ein besonderer Ort ist dabei der Park, dieses Jahr sind wir vor allem auf der Ziegelwiese und am Riveufer – hier trifft Subkultur auf Natur, Open Air-Atmosphäre auf kreative Freiheit. Mit Hip-Hop, Reggae, Pop, Indie, Drum’n’Bass, Techno und alternativer elektronischer Tanzmusik, mit Livemusik und DJs wird der ganze Park in Bewegung gebracht.
Ihr Ziel ist es …
Meier: ... alle Bewohnerinnen und Bewohner Halles anzusprechen, ein Fest zu gestalten, das verbindet – durch Musik, durch Begegnungen, durch gemeinsame Erlebnisse. Am 21. Juni wollen wir gemeinsam lachen, tanzen und die kulturelle Vielfalt unserer Stadt sichtbar machen. Die „Fête de la Musique“ bringt Halle an einem Tag zusammen – lebendig, offen und vielfältig.
Was hat sich seit 2017 entwickelt? Hat Halle das Festival so angenommen, wie Sie sich das vorstellen?
Kegel: Seit 2017 hat sich die „Fête de la Musique“ in Halle großartig entwickelt. Wir spüren deutlich, dass das Festival von Jahr zu Jahr mehr angenommen wird. Immer mehr Gastronomen, Kulturschaffende und Veranstalter unterschiedlichster Genres möchten sich beteiligen – das zeigt uns, dass die Idee in der Stadt angekommen ist. Die Energie, die an diesem Tag durch Halle fließt, ist einfach beeindruckend. Besonders schön ist zu sehen, wie vielfältig und bunt die Beteiligung geworden ist – sowohl auf den Bühnen als auch im Publikum. Die „Fête“ ist inzwischen ein echter Bestandteil des städtischen Kulturlebens.
Was kann besser werden?
Meier: Wir organisieren das Festival überwiegend ehrenamtlich, mit viel Herzblut und Engagement. Um weiter wachsen zu können und die Veranstaltung auf einem professionellen Niveau zu halten, wünschen wir uns langfristig mehr Unterstützung – etwa durch Fördermittel, Sponsoring oder institutionelle Partnerschaften. So könnten wir die „Fête de la Musique“ in Halle noch nachhaltiger, inklusiver und vielfältiger gestalten.Was aber das Schönste ist, dass es den Veranstalterinnen und Veranstaltern vor allem um die Gemeinsamkeit geht. Gemeinsam das größte Musikfestival in Halle zu veranstalten: Das ist ein tolles Gefühl und alle sind Teil davon.
Stehen Sie mit anderen Städten in Kontakt? Wie sehen die besonderen Bedingungen in Halle, die sich vielleicht von den Bedingungen in München unterscheiden, aus?
Kegel: Ja, wir stehen im Austausch mit anderen Städten – sogar über Landesgrenzen hinaus. Besonders eng ist unsere Verbindung nach Barcelona, wo wir mit dem Partnerverein „Esperit de Colibrí“ zusammenarbeiten. Gemeinsam mit unserem Trägerverein „Erlebnisfabrik“ setzen wir uns für interkulturellen Austausch, die Förderung junger Talente und gelebte Vielfalt ein. Unsere Vision ist es, Musik als Brücke zwischen Kulturen zu nutzen – als kraftvolles Werkzeug für Frieden, Gemeinschaft und gegenseitiges Verständnis. In Barcelona wird die „Fête de la Musique“ mit der gleichen Leidenschaft gefeiert wie in Halle: Offen, bunt und verbindend.
Meier: Wir sind aber auch seit vielen Jahr im „Fête-Sachsen-Anhalt“-Netzwerk. Gegründet und initiiert vom „Institut Français“ mit Magdeburg, Quedlinburg und Halle vor fast 20 Jahren waren zwischenzeitlich mehr als 15 Städte in Sachsen-Anhalt im Netzwerk. Wir kommunizieren viel, haben gemeinsame Pressekonferenzen und stehen im engen freundschaftlichen Austausch. Seit ein paar Jahren gibt es ein aktives „Fête-Deutschland-Netzwerk“, das gemeinsame Vernetzung anregt und Austausch fördert.
Daher wissen wir, dass die Bedingungen in allen Städten einzigartig sind. Manchmal beteiligt sich die Stadt ganz aktiv an der „Fête“, mal gibt es voll geförderte Institutionen, die die „Fête“ organisieren und manchmal sind es zwei, drei Engagierte, die alles im Alleingang auf die Beine stellen. Wir arbeiten alle zum Großteil ehrenamtlich, die Künstlerinnen und Künstler bekommen keine Gage, es gibt keine Eintritte und die Ressourcen sind begrenzt, aber alle sind mit viel Engagement dabei. Das macht die Organisation oft herausfordernd, aber auch besonders persönlich und authentisch. Unser Ziel ist es, trotz begrenzter Mittel ein Festival zu gestalten, das alle Menschen in der Stadt erreicht – unabhängig von Herkunft, Alter oder sozialem Status.
Kegel: Die Fête de la Musique wird weltweit gefeiert – für Frieden, Respekt, Liebe und Gleichheit. Auch in Halle wollen wir genau diesen Geist leben: One Love.
Berichten Sie mal bitte aus der Organisationsarbeit: Wie bauen Sie das Festival zusammen? Wer finanziert es?
Kegel: Die Organisation der „Fête de la Musique Halle“ ist ein ganzjähriger Prozess, der viel Engagement und Teamarbeit erfordert. Wir arbeiten größtenteils ehrenamtlich – als Zweier-Team mit Herz und Verstand. Gemeinsam koordinieren wir Standorte, Genehmigungen, Infrastruktur, Öffentlichkeitsarbeit und kommunizieren mit über 30 Veranstalterinnen und Veranstaltern, die eigene Bühnen gestalten. Bei uns laufen alle Fäden zusammen und wir wissen nie, wie viele es eigentlich sind. Nach der „Fête“ ist vor der „Fête“: Nach dem 21. Juni geht es einfach weiter fürs nächste Jahr. Wir erfahren mittlerweile aber auch aus der Stadtverwaltung sehr viel Unterstützung und Rückhalt. Dafür sind wir extrem dankbar. Unsere gute und verlässliche Arbeit macht sich bezahlt.
Meier: Finanziert wird das Festival durch unserer Förderer und Partner. Dazu zählen die Stadt Halle, Lotto Sachsen-Anhalt, die Stiftung der Saale-Sparkassen, sowie durch verschiedene lokale Firmen und Sponsoren und viele Spenderinnen und Spender. Ohne diese Unterstützung wäre die Durchführung in dieser Form nicht möglich – auch dafür sind wir sehr dankbar. Die Veranstaltung ist nicht nur eine Non-Profit-Veranstaltung, sondern auch auf die Unterstützung aller Beteiligten angewiesen.
Die Musiker selbst vertrauen gern auf den berühmten Hut?
Meier: Ja, absolut – der berühmte Hut gehört zur Tradition der „Fête de la Musique“. Die Künstlerinnen und Künstler treten ohne Gage auf, denn das ist Teil des „General Agreements“. Wir verpflichten uns als Träger der „Fête de la Musique“ bestimmten Bedingungen und dazu gehört auch, dass es keine Gagen gibt. Das ist natürlich in Zeiten, in denen die Finanzierung von Kunst und Kultur an Sichtbarkeit gewinnt und Honoraruntergrenzen durchgesetzt wurden, etwas widersprüchlich. Denn auch wir wollen, dass künstlerische Arbeit bezahlt wird und Ehrenamt mit mehr als Applaus honoriert wird. Aber eine Veranstaltung mit ca. 250 musikalischen Akts in acht Stunden auf 30 Bühnen - ohne Eintritt würde sie sich nicht finanzieren lassen. Statt Eintritt gibt es an den Bühnen die Möglichkeit, mit dem sprichwörtlichen Hut freiwillig einen Beitrag zu leisten. So können die Musikerinnen und Musiker direkt unterstützt werden – und das Publikum zeigt auf diese Weise Wertschätzung für die Musik und den Auftritt.
Viele Künstlerinnen und Künstler schätzen genau dieses offene, persönliche Miteinander. Es entsteht eine besondere Verbindung zwischen Bühne und Publikum – ehrlich, direkt und oft sehr herzlich.
Pläne, Ziele für die nächsten Jahre?
Kegel: Für die kommenden Jahre wünschen wir uns, die „Fête de la Musique Halle“ weiter wachsen zu lassen – nicht nur in der Größe, sondern vor allem in der Tiefe. Wir möchten gemeinsam mit allen ein starkes Fundament aufbauen, das auf Respekt, Zuverlässigkeit und Vertrauen basiert. Unser Ziel ist es, ein kulturelles Erbe zu schaffen, das von der nächsten Generation weitergetragen wird – ein Festival, das langfristig in der Stadt verankert ist und jungen Gestalterinnen und Gestaltern Raum gibt, sich einzubringen und Verantwortung zu übernehmen. Wir möchten Halle mit der „Fête“ kulturell bereichern, offener und bunter machen – und so auch fürs Publikum von außerhalb noch interessanter gestalten. Dabei stehen immer Gemeinschaft, Vielfalt und die Liebe zur Musik im Mittelpunkt.
Meier: Vor allem jetzt wollen wir auch zeigen, dass Vielfalt gut ist und gut tut. Wir möchten einen Beitrag zu einem demokratischen und toleranten Zusammenleben leisten. Wir wollen Mensch die Möglichkeit geben, Neues zu erleben, Menschen zu treffen und gemeinsam eine schöne Zeit zu haben. Wir möchten die Menschen bewegen und das mit Musik und Gemeinschaftssinn. Rassismus, Sexismus und Diskriminierungen tolerieren wir nicht. Auf unserer „Fête“ sind alle willkommen, die ein friedlichen Fest feiern wollen. Am 21. Juni in der ganzen Stadt, kommt vorbei und bringt eure Liebsten mit!
Text: Mathias Schulze