Kultursommer, 21. Juli bis 21. August, Hof des neuen theaters, alle Termine: www.kultursommer-nt-hof.de, www.kleingeldprinzessin.de
Vom 21. Juli bis 21. August präsentiert der Kultursommer im Hof des neuen theaters zahlreiche musikalisch-kleinkünstlerische Open-Air-Abende.
Das nt, die Volksbühne am Kaulenberg und das Steintor-Varieté bringen Gäste wie Falkenberg, Andrea Ummenberger, Paul Bartsch oder Bernd-Lutz Lange auf die Bühne. Eröffnet wird die Reihe am 21. Juli von Dota, die ihr neues Album „Wir rufen dich, Galaktika“ im Gepäck hat.
Und apropos Dota, das Genre Singer/Songwriter ist längst vom industriellen Massenpop, der Phrasen mit lächelnden Gesichtern verkauft, gekapert worden. So füllt man Mehrzweckhallen und Pro- duzenten-Portemonnaies, die Austauschbarkeit der gecasteten „Künstlerinnen“ ist groß. Wer sich noch als alternativ versteht, und dabei reden wir nicht von Bob Dylan oder vom alten Haudegen Wenzel, versinkt gern in existenzieller Bedeutungsschwere, die den eigenen Bauchnabel für den Mittelpunkt der Welt hält.
Wie kann man also als kluge Liedermacherin mit eigenem Stil, poetischen Charme und ohne übertriebenes Sendungsbewusstsein in diesem Business überleben? Dota, Jahrgang 1979, macht es seit Jahren vor. Auch ihr aktuelles Album „Wir rufen dich, Galaktika“ zeigt ihre Ausnahmestellung.
Im Song „Ich hasse es“ werden die digitalen Algorithmen, die unser Leben bestimmen und die jeden Freigeist kapitalisieren können, thematisiert: „Und ich werfe meinen Content hin / Jeden Tag aufs Neue / Tu ich’s nicht / Find ich nicht statt / Perlen ohne Säue.“ Man bekommt Dota nicht ohne Fragen und Selbstzweifel. Antworten haben Andere, Dota hat Bewusstsein. Da ist noch Platz für Poesie, Politik und Partystimmung.
Auf dem aktuellem Album findet sich ein atmosphärisch-dichtes, ein fast dunkles Meisterwerk namens „Funken schlagen“. Daneben wird versucht, die globale Klimakrise auf den Punkt zu bringen. Dota umkreist all die Scheinheiligkeiten und Widersprüche – mitten in der Ratlosigkeit wird es religiös. Und zwar auf eine pfiffige Art und Weise: „Wir rufen dich, Galaktika!“
Galaktika ist die lila Weltraum-Fee aus der Fernsehserie „Hallo Spencer“, die genau dann kommt, um Probleme zu lösen, wenn wir es alle verbockt haben. Auch die Liebeslieder überzeugen mit klaren und frischen Worten, assoziati- ve Stücke stehen neben witzi- gen Schabernack-Songs. Rauchige Schlagzeug-Sounds und elektronische Samples. Das großartige „Bleiben“ widmet sich dem „seltsamen Nebeneinander von Krieg und Abendbrot“.
Dota hat sich in den letzten Jahren zu einer Meisterin der klugen Melancholie entwickelt. Möge sie auf diesem Pfad noch lange im Songwriter-Business überleben!
Text: Mathias Schulze