Why nicht, 20. Juni, Volksbühne, 19.30 Uhr, Tickets: volksbuehne.jonsch.net
„Why nicht“ heißt das wunderbar experimentelle Liederprogramm von Paul Sies, das der ehemalige nt-Schauspieler am 20. Juni in der Volksbühne präsentieren wird. Wir haben bei Sies nachgefragt
Sie waren von 2017 bis 2019 am neuen theater Halle. Vermissen Sie es schon?
Ja! Besonders die Studioclubs im neuen theater waren der Hammer – manchmal fantastisch, manchmal harter trash, aber immer aufregend. Hier konnte ich musikalisch viel rumprobieren.
Was war das für eine Zeit in Halle? Wie haben Sie das Theater erlebt?
Nach den ersten zwei Jahren Schauspielstudium in Leipzig, die mich spielerisch ziemlich eingekrampft hatten, war Halle ein totaler Befreiungsschlag. Wir haben in den zwei Jahren in Halle geschuftet wie die Bekloppten, so ein Pensum bräuchte ich nicht immer, aber ich habe auch extrem viel dabei gelernt. Ich finde, das hallesche Ensemble versammelt richtig starke Leute. Und man geht nach der Arbeit auch mal ein Bier zusammen trinken, das finde ich wichtig – auch wenn sich sicherlich vieles verändert hat, merkt man doch immer noch den Geist eines Hauses, das vom Ensemble mit eigenen Händen gebaut wurde.
Nun kommen Sie mit dem Liederprogramm „Why nicht“ in die Volksbühne. Haben Sie schon eine Kritikerstimme gefunden, die beschreiben kann, was Sie da veranstalten?
Eine Kritikerin hat mal geschrieben „zwischen Humor und Aggression, von bitteren Abrechnungen bis hin zu verspielterem Pop“, das fand ich gut, das haben wir geklaut und in den Pressetext gepackt. Angefangen habe ich mit Kabarett, eher kleine Monologe am Klavier als Songs, irgendwann kamen die ersten singersongwritermäßigen- Sachen dazu. Jetzt habe ich mit Julian Bitzmann (Gitarre) gerade ein Album aufgenommen. „Why nicht“ – das klingt alles viel aufgekratzter und vielseitiger, mit viel Gitarre und Synthies – jetzt wissen wir überhaupt nicht mehr, was das für ein Genre ist!
Trete ich Ihnen zu nahe, wenn ich behaupte, dass Sie das musikalische Werk von Rainald Grebe von vorn bis hinten auswendig können? Gibt es noch mehr Inspirationen?
Grebe ist eine große Inspiration. Ich bin aber auch auf dem Weg, ein bisschen weg vom Kabarett zu denken, mich stärker auf den musikalischen Aspekt zu fokussieren. Mir ist sowohl die Kabarett-Blase als auch die Singersongwriter- Blase ein bisschen suspekt. Am inspirierendsten finde ich Künstlerinnen, die sich ihren Zuschreibungen immer wieder entziehen, sich selbst überraschen. Große Beispiele wären David Bowie oder Patti Smith – im deutschsprachigen Raum vielleicht Tocotronic, Sophie Hunger, Ebow, Grim104 oder Fatoni.
Text: Mathias Schulze