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Linda und die lauten Bräute, 1. Mai, Volksbühne am Kaulenberg 1, Halle, 16 Uhr
Eine Kumpelschaft von lauten Bräuten um Gerhard Gundermanns Tochter Linda trägt den Gundi-Spirit weiter. So gibt es am 1. Mai Lieder von Lari und die Pausenmusik, Hasenscheiße, Schnaps im Silbersee und Axel Stiller zusammen mit „Gundis“ Werken in der Volksbühne am Kaulenberg in Halle. Wir haben bei Peter Wolter und Melvin Haack, beide von Schnaps im Silbersee, nachgefragt
Wenn man mit dem Namen Gerhard Gundermann und mit dessen Tochter Linda im Osten auf Tour geht, denkt der geneigte Fan sofort an diese Zeilen: „Du bist in mein Herz gefall'n / Wie in ein verlassenes Haus“. Klären Sie doch einmal auf: Wer ist „Linda und die lauten Bräute“? Wie kam es zu diesem Projekt?
Wolter: Wir sind Freunde, ein Haufen Liedermacher aus unterschiedlichen Bands und Sologeschichten. Wir kennen uns alle schon seit intensiven Jahren. Linda fragte mal rum, wer Lust hat, bei der Gedenkparty für ihren Vater mitzumachen und zu dem Anlass ein Lied von ihm zu spielen.
Im Ankündigungstext steht, dass bei Ihnen Brücken zwischen gestern und heute, zwischen Ost und West, zwischen Poesie und Politik wachsen …
Haack: Ich sehe Brücken, die wir in der Band ganz konkret schlagen, zwischen Liedermachenden aus dem ehemaligen Westen und Osten, zwischen Punks, Poeten, Humanisten und Humoristen. Dann sehe ich Brücken zwischen uns und dem Publikum, zwischen klampfenden Wessies, die Gundi über die Linda-Connection kennen, bis hin zu einem durchschnittlich junggebliebenen Publikum, das noch hellwach aus Feuerstein-Zeiten jedes Wort mitsingen kann.
Und was entsteht dabei?
Da entsteht eine musikalische Heimat fernab von Herkunft oder Background, wir sitzen gemeinsam am Lagerfeuer, das seine Wärme aus diesen zeitlosen Liedern zieht: Alle oder keiner! Vergangenheit und Zukunft, in Zeitlosigkeit geeint. Abschließend sehe ich Brücken zwischen Poesie und Politik vor allem geschlagen durch Gundis Texte, immer poetisch, selten nicht politisch.
Zum Beispiel?
„Halte durch“ – schon 1988 unter den Nägeln der Welt, 2019 umso aktueller. „Soll sein“ – das dünne Brett über der Schlucht zwischen Anspruch und Wirklichkeit, „aber mit ‘nem Lied fang ich erstma an!“ Dann das Eigenrepertoire: Klare Absage an Kriegstreiberei in Hasenscheißes „Die Waden eines Barden“. „Die Bäckerei“ heizt den Ofen der Kapitalismuskritik, „Mir doch egal" positioniert ironisierend das Individuum in die Grauzone zwischen Lethargie und Überforderung – das kennen wir aus Gundis „Ruhetag“. Und immer wieder wächst das Gras, aber die Grasnarben tragen die Form von ausgerufenen Fragezeichen.
Text: Mathias Schulze