Myths of a Thistle, 11. Juli, Felsengarten – Kunsthalle Talstrasse in der Talstraße 23, 15 Uhr, mythsofathistle.com
Die hallesche Band „Myths of a Thistle“ spielt nach eigener Aussage „populäre, liebestrunkene und schwermütige Folk-Kompositionen à la Nikolaus Kopernikus”. Das trifft es gut. Nun wird der Kunstverein Talstrasse den fetizigen Indie- Pop von Max König und Eric Kroeber am 11. Juli als Sonntagskonzert präsentieren. Grund genug, bei den beiden Musikern nachzufragen
Ist Halle eine gute Stadt, um als Musiker durchzustarten? Wo sehen Sie Potentiale?
Kroeber: Halle ist super, um sich als Musiker auszuprobieren. Die Vielfalt der Bühnen (verschiedenste Theater, Open-Mics, Cafés mit Kulturprogrammen, Konzertveranstalter) ist sehr groß und man findet viele tolle Menschen, die einen unterstützen.
König: Es kommt ein wenig darauf an, wohin man mit seiner Musik will. Regional kann man schon einige Menschen erreichen. Die großen Bühnen sind dann oft doch eher in Leipzig oder vor allem auch in Berlin. Da ist Halle ja aber auch ganz in der Nähe.
Sie arbeiten auch noch in anderen Projekten.
König: Wir sind beide recht aktiv und machen immer mal was mit befreundeten Musikern.
Kroeber: Genau, so haben wir uns auch kennengelernt, indem wir uns gegenseitig unterstützt haben. Aktuell habe ich mit der Band „Lightcap“ vor ein paar Wochen ein Album namens „Down In Portugal“ rausgebracht. Das hatten wir vor der Pandemie mit Jazzmusikern aus verschiedenen europäischen Ländern sowie Freunden aus der Region aufgenommen und in den letzten Monaten fertiggestellt.
Das Debütalbum von „Myths of a Thistle“ heißt „Drunk Men Look At A Thistle“: Warum? Heißt so nicht ein Buch?
Kroeber: Ja, das stimmt. Der Titel ist angelehnt an ein endlos langes Gedicht vom schottischen Autor Hugh MacDiarmid und natürlich eine Anspielung an unseren Bandnamen.
König: Ich war vor einigen Jahren für eine Weile in Schottland: reisen und arbeiten. Da hat es mich fasziniert, dass die Schotten sich die Distel (Thistle) als Nationalblume gewählt haben. Das Unkraut anstelle des herrschaftlichen Adlers oder Löwen.
Kroeber: Im Gedicht schreibt MacDiarmid über Liebe, Kultur, Politik, Sex, Wissenschaft und metaphysische Themen in der schottischen Gesellschaft. Das Ganze manchmal ernsthaft, manchmal komisch. So oder so ähnlich singen wir in unseren Songs auch über die Liebe, besondere Begegnungen, Zwischenmenschlichkeit und individuelle Beobachtungen des Alltags. Manchmal ernst, manchmal mit einem Augenzwinkern.
Sind bei Ihnen die Aufgabenfelder klar verteilt?
König: Uns ist wichtig, dass wir beide gemeinsam entscheiden, was wir mit der Band machen. Wer welche Aufgabe übernimmt, entscheidet sich im Gespräch. Allgemein ist es so, dass Eric die Lieder mitbringt und wir die gemeinsam als Duo für Konzerte arrangieren. Die Produktion machen wir dann auch mit anderen Musikern im Studio. Alles andere ergibt sich – abhängig davon, wer anfragt und wo die Talente und Kontake liegen.
Das Album kam letztes Jahr heraus. Für ein Debütalbum gibt es bessere Zeiten: Erwischen Sie sich manchmal bei dem Gedanken, was passiert wäre, wenn wir alle Corona nur für Bier halten würden?
Kroeber: Tatsächlich sind wir eigentlich ganz zufrieden mit dem Ergebnis, trotz Pandemie. Wir haben im Jahr vor dem Albumrelease schon die einzelnen Songs als Singles mit Video released und so unter die Leute gebracht. Von daher waren wir da ganz entspannt.
König: Es gab in der Pandemie einiges Positives. Zum Beispiel hat die „Regionale Küche“, eine Initiative aus Mitteldeutschland, MusikerInnen gefeatured und vernetzt. Außerdem liefen wir bei MDR-Kultur immer mal im Radio. Das waren auch besondere Sachen für uns.
Eine Frage an den Songwriter: Woran erkennen Sie, dass ein Text gelungen ist? Was macht gute Songlyrik aus?
Kroeber: Gute Songlyrik hat zum einen Botschaft oder eine Geschichte, die man versteht. Wenn man genauer hinschaut, sollte sich die ein oder andere Ebene eröffnen, sodass die Botschaft nicht mehr so eindeutig ist. Ein guter Song ist so komplex wie das Leben. Er lässt einen mitfühlen, nachdenken, sich verstanden fühlen.
Sie hätten auch die deutsche Sprache für Text und Gesang wählen können. Warum haben Sie es nicht getan?
Kroeber: Ich kam über Bob Dylan und Neil Young zum Songwriting, das hat das wohl auch beeinflusst. Die „Arctic Monkeys“ aus Sheffield in England sind übrigens die Band, die uns gemeinsam am meisten begeistert.
König: Die englische Sprache klingt im Folk oft besser. Die Art und Weise der Melodien sind in Großbritannien, den USA entstanden. Woran das liegt, ist schwer zu sagen. Es gibt auch genügend richtig gute, poetische deutschsprachige Musik.
Gibt es schon Pläne für die Zeit nach der Pandemie?
König: Für mich gibt es jetzt nicht den großen Fokus auf die Zeit nach der Pandemie. Wir machen so oder so Musik, weil es Spaß macht und schön ist, diese auch zu teilen. In den letzten Monaten haben wir mit dem Leipziger Produzenten Til Kolare an dem neuen Song „Come Cry With Me“ gebastelt. Der ist echt schön geworden und wird im Sommer veröffentlicht. Wir beide haben das Glück, uns nicht durch die Musik finanzieren zu müssen. Nichtsdestotrotz sind unsere Gedanken bei den ganzen Leuten aus der Branche, die seit mehr als einem Jahr ihrem Broterwerb nicht mehr nachgehen können. Wir hoffen sehr, dass es bald wieder losgeht und freuen uns darauf, sich mal wieder auf Konzerten zu begegnen.
Text: Mathias Schulze