Oehl | 100% Hoffnung | Label: Grönland/Rough Trade | VÖ: 02.07.2021 | Wertung: 4/5
Einst spielten sie im Vorprogramm von Herbert Grönemeyer, jetzt bringt das isländisch-österreichische Duo „Oehl“, bestehend aus Hjörtur Hjörleifsson und Ariel Oehl, ein Konzeptalbum heraus, das von einem Anliegen zusammengehalten wird: Kapitalismuskritik. Ein Narr, wer fragt, ob die beiden ihren Karl Marx angemessen studiert haben. Vielmehr überzeugen die einschleichenden Synths, der butterweiche Sound und der sonore Erzählton. Oehl spielt Pop gewordene Trauermärsche. Grund genug, Bassist Hjörleifsson zum Steckbrief-Interview zu bitten:
Wie würden Sie Ihre Musik in drei Worten beschreiben?
Das ist eine schwierige Sache, ich würde unsere Musik auf alle Fälle als „lyrisch“ bezeichnen, der Text ist für uns immer ganz zentral. „Fließend“ ist vielleicht auch treffend, unsere Musik strömt eher dahin, als sich aufzudrängen. Sie ist aber dennoch eingängig – so komme ich zum letzten Wort: „catchy“ oder mitreißend auf gut Deutsch.
Welcher Song hat Sie zuletzt berührt?
Letztens habe ich nach langer Zeit wieder Joni Mitchell gehört, der Song „Both Sides Now“ ist nicht nur meisterhaft komponiert, sondern auch unglaublich schön und intim gesungen und gespielt, insbesondere in der Originalversion aus 1969.
Sie und ein iPod auf einer einsamen Insel. Es passen nur drei Songs drauf. Welche?
„Into the Mystic“ von Van Morrison, „Either Way“ von Wilco und drittens: „So What“, die erste Nummer von „Kind of Blue“ von Miles Davis.
Ihre Inspirationen kommen von …
Inspiration im künstlerischen Prozess ist meiner Meinung nach ganz was Seltenes, denn das Schaffen eines Werkes, wie zum Beispiel eines Liedes, ist etwas, dem man aktiv nachgeht. Es gibt Situationen, die einen Anstoß für einen Gedankenprozess darstellen können, aber das meiste ist „nur die Arbeit“, wie es bei unserer neuen Single „Arbeit“ heißt.
Vollenden Sie bitte diesen Satz: „Mit Helene Fischer würde ich gern einmal …
… als Ghostwriter an einem Mega-Hit arbeiten und mich für die kommenden Jahrzehnte finanziell absichern.