„Der Zauberer von Oz“ nach Lyman Frank Baum, Premiere am 21.11., 16 Uhr, Großes Haus, und „Nachts im Ozean“ von Michel Decar, am 26.11., 20 Uhr im Alten Theater des ATD
Herbstzeit ist Theaterzeit – in diesen Jahren, die uns an den Rand des Kulturverzichts bringen wollen, zumal. Im November wartet das Anhaltische Theater in Dessau mit zwei hochfeinen Premieren auf: „Der Zauberer von Oz“ in der Adaption von Jürg Schlachter und „Nachts im Ozean“ des jungen und schon viel geehrten Roman- und Theaterautors Michel Decar
Zauberland ist längst nicht abgebrannt – in vielen Deutungen ist „Der Zauberer von Oz“ von und nach Lyman Frank Baum schon in die Welt gekommen. In seiner Dessauer Inszenierung erlebt er nun seine Premiere am 21. November, ist um 16 Uhr erstmals im Großen Haus zu erleben. Ein Tornado bringt Dorothy an einen mirakulösen Ort. Nur Oz, der weiseste Zauberer von Smaragdenstadt, kann ihr helfen, wieder nach Hause zu finden.
Zum Glück findet Dorothy drei Gefährten, die sie auf ihrer abenteuerlichen Reise begleiten: ein feiger Löwe, ein herzloser Zinnmann und eine strohdumme Vogelscheuche. Auch jenseits des Eisernen Vorhangs stieß „Der Zauberer der Smaragdenstadt“, wie die legendäre Adaption Alexander Wolkows heißt, auf Begeisterung. Getragen von der sagenhaften Patina einer untergegangenen Weltordnung, verzaubert die Erzählung bis heute.
Bis zum 24. Dezember ist die Inszenierung in vielen Ansetzungen als öffentliche wie auch als Schulvorstellung zu sehen. Es wird darum gebeten zu beachten, dass ein Teil der Termine der 2G-Regel unterliegt, man sich also dementsprechend einstellt und absichert.
Am 26.11. um 20 Uhr feiert „Nachts im Ozean“ (Abb.) von Michel Decar seine Uraufführung im Studio des Alten Theaters. Ein junger deutscher Autor soll für das Teatro Nacional in Montevideo ein Stück schreiben. Termingerecht liefert er, aber als er zur Premiere anreist, muss er feststellen, dass nichts so ist, wie es scheint. Das Theater existiert nicht, der Intendant ist offensichtlich das Zentrum einer Verschwörung, und im antiken Swimmingpool unter dem Hotel schwimmt eine geheimnisvolle Schönheit.
Der Autor steht, wie es scheint, unter ständiger Beobachtung. Immer tiefer verstrickt er sich in einem, dem Film noir ähnelnden, kafkaesken Krimi mit deutlichen Bezügen zu David Lynch oder Alfred Hitchcock. Entstanden ist ein rätselhafter, dabei enorm unterhaltsamer Text über Paralleluniversen, Träume, krude Wahrnehmung, vielleicht eines der faszinierendsten Werke des jungen Tausendsassas Michel Decar.
Geehrt mit dem Förderpreis des Berliner Theatertreffens und dem Kleist-Förderpreis, schrieb Decar mehrere Bühnenstücke und Hörspiele, veröffentlichte zwei Romane. In Dessau bringt er erstmals eines seiner Werke als Regisseur zur Aufführung.