„Van Gogh experience“, Leipziger Kunstkraftwerk, Saalfelder Str. 8, vom 12. Februar bis Ende April 2022, www.kunstkraftwerk-leipzig.com
Der Titel ist sperrig, die Ausstellung selbst ein Erlebnis: „Van Gogh experience – eine multimediale immersive 360 Grad-Show“ ist derzeit im Kunstkraftwerk Leipzig zu sehen. Hingehen!
Kaum betritt man die Hallen des Kunstkraftwerks Leipzig, purzeln Verheißungen ins Gemüt. Da das alte Gemäuer mit seiner ostdeutschen Historie, dort die Technik des 21. Jahrhunderts. Die Hauptausstellung, parallel dazu laufen immer noch andere, nennt sich „Van Gogh experience – eine multimediale immersive 360 Grad- Show“.
Doch worin besteht diese van- Gogh-Erfahrung? Immerhin hat uns der Maler Vincent Willem van Gogh (1853–1890) mehr als 2.000 Werke hinterlassen. Und wie funktioniert die Immersion, also dieses Eintauchen in eine virtuelle Realität?
Eine Show ist 35 Minuten lang, in Lichtkreisen sitzt oder steht man, 24 Laser-Beamer projizieren die Werke van Goghs an die bis zu acht Meter hohen Wände der Halle, Decke und Boden inklusive. Geschaffen wurde die Show von Gianfranco Iannuzzi, Renato Gatto, Massimiliano Siccardi und Luca Longobardi.
Ein Selbstbildnis des Malers betont sofort die Magie seines kraftvollen Pinselstriches. Es ist betörend, wie diese van-Gogh-Augen, wie diese Blicke, auch heute noch, über die Jahrzehnte hinweg, zu uns sprechen können. Dieser so offene, gequälte, misstrauische, traurige und zugleich neugierige Blick, der uns da in die Seele fällt, bezeugt nicht nur eine genaue Selbstreflexion, sondern überstrahlt auch die moderne Technik – so dient die Immersion den Gemälden, deren Intensität vorgeführt wird.
All die sich von vorn, von hinten, von überall ineinander schiebenden und über die Wände wandernden Meisterwerke werden mit Musik untermalt. Das geht von der klassischen Note bis zur Moderne, von Edvard Grieg bis zu Janis Joplin.
Egal, ob nun die berühmten „Sonnenblumen“, die „Kartoffelesser“, die „Caféterrasse am Abend“, die „Sternennacht“ oder das „Weizenfeld mit Krähen“: Es scheint, als würde man von der Farb- und Lebensintensität der Werke bedrängt, gepeinigt und extrem stimuliert werden. Van Goghs Werk so zu ehren, dass man nach 35 Minuten glaubt, diese von Farbintensität so durchdrungene und gequälte Seele verstanden zu haben, ist nicht weniger als ein großartiges Kunsterlebnis.