Mehr Infos zum Restaurant unter: http://www.kumara-soulfood.de
Das letzte Wort in diesem Monat hat die Gastronomin Anne Bethmann. Sie ist Mitinhaberin des Kumara Soulfood Organic Restaurant am August-Bebel-Platz hier in Halle. Anne Bethmann wurde 1978 in Halle geboren, studierte Kunst an der Akademie der bildenden Künste in Maastricht und lebt nun ihre Leidenschaft für regionale, gesunde und kreative Speisen im eigenen Restaurant aus. Dort konnte sie auch ihr künstlerisches Talent verwirklichen. Und so besticht das Restaurant nicht nur kulinarisch sondern auch durch die Stimmung und Ausstrahlung. Wie es scheint, hat Anne Bethmann im Kumara ihren Platz gefunden.
Wenn Sie in diesen Tagen an Halle denken, welches Kompliment würden Sie der Stadt und/oder seinen Bewohnern machen?
Ich bin 2004 zurück nach Halle gekommen. Von 1985 bis 2004 lebte ich in Aachen. Tatsächlich habe ich also auch einen anderen Menschenschlag kennengelernt. Fragte man mich 2004 mit Mitte 20 nach einem Kompliment, dann hätte ich geantwortet, dass die Menschen und die Stadt sich durch die Wende immer noch im Veränderungsprozess befinden und sich Halle dadurch lebendiger, authentischer und aufregender anfühlt. Ich finde diesen Gedanken eigentlich immer noch aktuell.
Heute, mit Anfang 40, mache ich aber folgendes Kompliment: Halle als Universitätsstadt zieht jedes Jahr aufs Neue junge Menschen an. Mit manchen von ihnen arbeite ich auch im Kumara zusammen. Ich mag es, an den Ideen der neuen Generation teilhaben zu können und wach zu bleiben.
Und welchen Tadel würden Sie der Stadt aussprechen?
Liebe Stadt Halle: zeichne Dich dadurch aus, dass Du Vorreiter wirst für eine zeitgemäße und nachhaltige Politik. Hilf den Bürgerinnen der Stadt, diese mitzugestalten und höre richtig zu, was die Menschen hier brauchen.
Was glauben Sie, welche drei Dinge werden in Halle nach der Corona- Zeit anders sein?
Ich kann mir vorstellen, dass viele Menschen durch Wegfall oder Veränderung der Arbeit und durch tiefgreifende Einschnitte eine Chance haben, zu prüfen, ob das, was sie tun, Bedeutung hat und Sinn ergibt. Im besten Fall entstehen dadurch neue Arbeitsstrukturen und neue Startups mit lebensnahen Ideen. Das schließt gleich die zweite Möglichkeit mit ein: eventuell entsteht ein neues Bewusstsein für den Wert von Zeit.
Ich kann mir vorstellen, dass einige kleine Läden in Halle aufgeben und ich werde traurig bei dem Gedanken, dass nur die großen überleben und das Stadtbild dadurch an Individualität verliert. Auch fürchte ich, dass die Menschen, die eh schon gefrustet waren, tiefer in diese Stimmung abrutschen und sich das bei den nächsten Wahlen bemerkbar machen wird.
Anderes Thema: Welchen Kulturtipp in oder aus Halle würden Sie unbedingt empfehlen?
Ich schätze die kleinen Konzerte im „Objekt 5“. Meine Buchhändler des Vertrauens sind „Jacobi und Müller“. Im Puppentheater Halle erlebt man Großartiges. Einen guten Cocktail nach einem ausgewählten Film gibt es im „Zazie“. Sehr gutes Gemüse und Wissen um nachhaltige Landwirtschaft findet man auf dem Amselhof in Drobitz bei Matthias Jahn. Die Jahresausstellung der Burg ist immer ein Highlight. Und Halles viele kleine saisonale Angebote, Pop-Up Stores und Happenings sind ein Genuss.
So, und jetzt wirklich: Ihr letztes Wort?
Existenzängste streichen, Champagner!
Text: Annett Krake