www.kunststiftung-sachsen-anhalt.de
Das letzte Wort in diesem Monat hat Manon Bursian, die Direktorin der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt. Die Kunststiftung, eindrucksvoll an der Einmündung zur Peißnitz gelegen, vergibt Arbeitsstipendien für zeitgenössische Künstler, stärkt Kooperationen mit Kultureinrichtungen in Sachsen- Anhalt und entwickelt eigene Formate, wie zum Beispiel das Heimatstipendium. Manon Bursian ist gelungen, die Kunst nicht nur in der Stadt, sondern auch im ländlichen Raum zu etablieren. Mit dem Heimatstipendium- Projekt hat sie Orte und Gegenden aufgespürt, die nun durch die Symbiose mit Kunst und Künstlern eine neue gesellschaftliche Wahrnehmung, Auf-merksamkeit und Veränderung erfahren.
Hallo Frau Bursian, wenn Sie in diesen Tagen an Halle denken, welches Kompliment würden Sie der Stadt und/oder ihren Bewohnern machen?
Ich komme gerade aus dem Urlaub und genieße wieder die Routine einer kleinen Stadt. Das wirkt ja immer liebenswürdig und beruhigend zugleich. Aber eben überhaupt nicht schläfrig! Vielleicht ist das Leben abseits der Metropolen präziser, genauer und nicht so aufgeladen mit dauerhaften Dingen der Ablenkung. Man findet in Halle wirklich alles, was man für ein Leben mit Kunst braucht. Hinzu kommen noch architektonische Perlen, die man nur hier in dieser einzigartigen Qualität findet. Ich denke zum Beispiel an das grandiose Stadtbad von Wilhelm Jost von 1916 oder die Großgarage Süd von Walter Tutenberg von 1929. Die Moderne blüht in Halle!
Und welchen Tadel würden Sie ihr aussprechen?
Ich verstehe nicht, wieso die Stadt die DDR-Moderne entsorgt hat. Der Abriss des Raumflug-Planetarium „Sigmund Jähn“ auf der Peißnitz war ein Frevel! Hier wurde verantwortungslos eine Ikone geschliffen. 1976 entworfen von dem Architekten Klaus Dietrich und dem Bauingenieur Herbert Müller, war es der schönste Ort für Sternengucker, Träumer und Architekturfans weit und breit.
Was glauben Sie, welche drei Dinge werden in Halle nach der Corona- Zeit anders sein?
Wir freuen uns wieder auf Kunsterlebnisse mit anderen Menschen, wissen aber auch, dass es lange dauern wird, bis wir die wieder ohne Vorbehalte genießen können. Dazu braucht es nicht nur Abstand sondern auch Offenheit für neue Formate.
Welchen Kulturtipp in oder aus Halle würden Sie unbedingt empfehlen?
Unbedingt unsere Heimat - horizont-Ausstellung, die ab dem 4. September 2021 in der Kunststiftung zu sehen ist. Künstlerinnen und Künstler erkunden ihre Heimat in den kleinen Museen Sachsen-Anhalts. Der Begriff Heimat ist in den vergangenen Jahren oft missverstanden und auch als Drohung interpretiert worden. Wir sehen darin zunächst einmal Formen des Gemeinsinns und des Miteinanders, die sich gerade sehr verändern. Aber Heimat bedeutet auch Verbundenheit, Schutz und ist eine Chiffre für sehr unterschiedliche Phänomene, Gefühlslagen und Identitäten. Künstlerinnen und Künstler reagieren auf gemeinschaftliche Erfahrungen, vertraute Orte und tief prägende Landschaften naturgemäß auf ganz eigene Weise und dies ist wirklich sehenswert.
So, und jetzt wirklich: Ihr letztes Wort?
Bitte halten Sie den Künstlerinnen und Künstlern die Treue.