Mehr Infos unter: www.literatrurhaus-halle.de
Das letzte Wort hat in diesem Monat Alexander Suckel. Der Leiter des Literaturhauses in Halle wurde 1969 in Halle geboren, studierte Musikwissenschaft und Opernregie, arbeitete als Musiker, Dramaturg, Autor und Regisseur an verschiedenen deutschen Theatern. Unter Suckel hat sich das Literaturhaus zu einem kulturgesellschaftlichen Zentrum entwickelt, an dem die Lust und Leidenschaft an Sprache, an Geschichte und an Geschichten gelebt wird. Jetzt wird das Haus vier Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch!
Herr Suckel, wenn Sie in diesen Tagen an Halle denken, welches Kompliment würden Sie der Stadt und/oder ihren Bewohnern machen?
Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Und immer wieder begeistert mich dieses wunderbare Täuschungsmanöver: Die Stadt und seine Bewohner tun meist so, als wäre Halle ein mittelgroßer Flecken in der ostdeutschen Provinz, irgendwo auf dem Weg zwischen Berlin und München oder Frankfurt und Dresden. Dabei ist Halle unglaublich vital, kreativ und äußerst selbstbewusst. Dieses Potential hat noch lange nicht den Sättigungsgrad erreicht, den man in Leipzig oder Berlin erleben kann. Halle hat alles, was eine Großstadt braucht. Und trotzdem sind die Wege kurz hier.
Und welchen Tadel würden Sie ihr aussprechen?
Für Radfahrer ist die Stadt eine Katastrophe. Man muss schon sehr viel Gottvertrauen haben, um hier heil durchzukommen. Und: Niemand muss mit dem Auto durch die Innenstadt brettern. Also: autofreie Innenstadt und massiver Ausbau der Radwege.
Was glauben Sie, welche drei Dinge werden in Halle nach der Corona- Zeit anders sein?
Ich bin mir nicht sicher, ob es eine Zeit nach Corona geben wird oder eher eine Zeit mit Corona. Ich glaube, die ganze Welt wird in den nächsten Jahren eine andere sein, auch durch Corona. Wir werden lernen müssen, uns zuzuhören, auch wenn es manchmal unerträglich ist. Und uns darin üben, einander auszuhalten.
Und welchen Kulturtipp in oder aus Halle würden Sie unbedingt empfehlen?
Ich empfehle einen Besuch in der Volksbühne Kaulenberg. Das, was Jonas Schütte und seine Leute dort geschaffen haben, quasi aus dem Nichts, ist wirklich sensationell. Ein freundlicher Ort, ein kluges, lustvolles Programm.
So, und jetzt wirklich: Ihr letztes Wort?
Kontrolliert ein Schaffner die Fahrkarten zwischen Halle und Leipzig. Hat einer eine Fahrkarte von Amsterdam nach Dresden, sagt der Schaffner: „Na, da sindse ja schon ein ganzes Stückchen jefahrn heute.“ Hat einer eine Fahrkarte von Magdeburg nach Krakau. Der Schaffner: „Na, da hammse ja nochn janzes Stückchen vor sich heute.“ Hat einer eine Fahrkarte von Gröbers nach Großkugel. Sagt der Schaffner: „Nuja, es will auch jefahrn sein.“