Das Letze Wort haben wir in diesem Monat erstmals einer Schülerin erteilt: Ada-Merve Griesser. Ada, musikalisch, sportlich und politisch engagiert, bereitet sich in den kommenden beiden Jahren am Thomas-Müntzer Gymnasium auf das Abitur vor. Zudem engagiert sich die 16-Jährige zusammen mit anderen jungen Menschen beim Kinder-und Jugendrat der Stadt Halle. Dort versuchen sie gemeinsam die Belange, Ideen und Visionen ihrer Altersgenossen den Räten der Stadt verständlich zu machen und jugendliche Worte und Gedanken in Taten umzusetzen.
Hallo Ada, bitte vollenden Sie diesen Satz: in Halle hat mich in letzter Zeit besonders aufgeregt, dass …
… es für uns Jugendliche nicht ausreichend Möglichkeiten gibt, sich außerhalb der Schule, also in der Freizeit, mit Freunden zu treffen. Ab einem gewissen Alter sind Spielplätze für uns tabu und Parks bei schlechterem Wetter auch keine Option. Oft wird kritisiert, dass wir zu viel Zeit vor dem Bildschirm verbringen. Doch trifft man sich irgendwo im Viertel, macht man es den Leuten auch nicht recht. Natürlich belästigt laute Musik die Anwohner, aber wo sollen wir sonst hingehen? Jugendclubs gibt es nicht flächendeckend und wenn doch, kennen sie viele nicht oder sie entsprechen nicht unseren Vorstellungen.
Was muss sich ändern?
Ich denke, dass es schön wäre, wenn die Interessen von Kindern und Jugendlichen in der Stadtpolitik mehr Gehör finden könnten. Ich weiß, dass viele der Politiker sich das auch wünschen. Es gibt zwar Gremien wie den Kinder- und Jugendrat und den Stadtschülerrat, aber da ist noch jede Menge Luft nach oben. Die Diskussionen für ein Jugendparlament sind irgendwie ins Leere gelaufen, was mächtig schade ist, denn wir sind in dieser Stadt zu Hause und werden nach Ausbildung oder Studium vielleicht wieder hierher zurückkehren, in uns steckt das zukünftige gesellschaftliche Potential.
Welcher Ort in der Stadt ist Ihnen der liebste?
Am liebsten ist mir der Heine-Park. Er ist meiner Meinung nach einer der schönsten Parks in Halle. Die Aussicht ist dank der erhöhten Lage toll und Sonnenuntergänge im Panoramablick immer wieder ein Erlebnis. Mit Freunden bin ich oft und gerne dort.
An welchen Ort in der Stadt würden Sie Besuch von außerhalb indes nie führen?
Wahrscheinlich nicht zum oberen Teil des Boulevards. Auch wenn diese Straße ein Aushängeschild der Stadt sein könnte, da sie Marktplatz und Hauptbahnhof verbindet, wirkt sie auf mich immer etwas verwahrlost. Viele Läden stehen schon seit Jahren leer und bis auf wenige Ausnahmen wirken die anderen Geschäfte nicht wirklich einladend. Wegen der zentralen Lage muss man aber doch, manchmal dort vorbei.
Welche Pläne und Visionen haben Sie für die Zukunft?
Es wäre toll, wenn mehr Kinder und Jugendliche die Möglichkeit wahrnehmen würden, sich in der Kommunalpolitik zu engagieren. Wir haben hier in der Stadt ein gutes Netzwerk an interessierten Politikern und jungen Mitbürgern, die sich Veränderung wünschen. Denen eine kreative und offene Plattform zu bieten, halte ich für unglaublich wichtig, denn nur so wächst das vielfältige demokratische Leben in unserer Stadt.
Text: Annett Krake