Geneigte Leser,
es ist noch gar nicht so lange her, dass außerordentlich seltsame Wesen den Planeten der Mode betreten haben. Sie nennen sich Hipster. Mit einer radikalen Umkehr der bis dahin geltenden ästhetischen Kategorien von Schön und Hässlich, ist ihnen erst die maximale Provokation und später der globale Trend gelungen. Bis dahin war es vollkommen undenkbar, dass ein urbaner, junger Großstädter, Mitte 20, auf einen leicht runtergekommenen Flaschensammler, Ende 60, trifft, der gerade auf dem Weg in eine Berliner Trinkhalle ist. Früher konnte der optische Kontrast größer nicht sein, jetzt glaubten beide, sie schauen in einen Spiegel: Vokuhila, Oberlippenbart, violett- hellgrüner Ballonseide-Trainingsanzug. Der Rest ist bekannt. Überall auf der Welt wurde der Hipster hip. Nur, das Problem ist, wenn etwas erst einmal offiziell als hip bezeichnet wird, spätestens dann ist es natürlich nicht mehr wirklich hip. Die Revolution frisst wiedermal ihre Kinder. Arme Hipster!
Diese Botschaft ist deutlich, das nächste große Ding ist dann sicher wieder was ohne Bart. Wobei – wohin genau das Pendel ausschlägt, weiß man natürlich nie so genau. Jedoch eines zeichnet sich ab: Wenn Donald Trump – und davon kann man nach seinem überstandenen Impeachment mehr denn je ausgehen – auch in seiner zweiten Amtszeit der großartigste Dealmaker und stabilste Präsident aller Zeiten bleibt, dann ist zumindest haar-technisch klar, was Berlins neue Hipster demnächst über sich tragen: die stabilste Frisur aller Zeiten.
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Eike Käubler