Geneigte Leser*,
so, alle sind verschwunden, ich bin der letzte und mache gleich das Licht aus. Es ist Anfang Juli, heißt, ab in den Urlaub! Ich persönlich habe mal wieder nichts geplant noch gebucht. Nach Planlos zu reisen, ist eine schöne Sache. Planlos steht in keinem Reiseführer. Man trifft dort höchstens zufällig auf andere, die auch keinen Plan haben. Mit denen kann man dann köstlich darüber philosophieren, wie schön es ist, keinen Plan zu haben. Vielleicht geht man ein paar planlose Etappen gemeinsam. Nur schauen, wo ist der nächste tolle Ort, wo ist das Wetter schön. Sich treiben lassen. Kein Korsett, keine Zwänge. Den Alltag loslassen. Aussteigen aus’m Trott. Der Freiheit so nahe kommen, wie es in dieser zugeplanten Welt eben geht.
„Ne ne, Moment“, hör’ ich da gleich, „planlos in die Ferien? Geht gar nicht!“ Der Sommerurlaub gehört zweifelsohne für die meisten von uns zur wertvollsten Zeit des Jahres. Und weil das so ist, muss alles sitzen. Heißt, nichts darf dem Zufall überlassen bleiben. Wenn aber nichts dem Zufall überlassen werden darf, muss ein Plan her. Ein Glücksplan gewissermaßen. Man will ja glücklich sein an den den wichtigsten Tagen des Jahres. Und also wird das Glück am Reißbrett geplant. Tag für Tag. Dass das Glück sich allerdings wenig für einen Plan interessiert, wird verdrängt bzw. verträumt. Bis der Traum dann auf Realität trifft - in Form von betrunkenen Engländern zum Beispiel am lauwarmen Buffet in irgendeinem überfüllten All-Inclusive-Gefängnis an der Costa del Sol. Schnell gibt es Stress, Streit, Diskussionen. Schuldige werden gesucht. „So hatten wir das schließlich nicht geplant!“ Ich denke, doch! Wer alles plant, möchte partout die Kontrolle behalten. Verbissen die Kontrolle zu behalten, ist aber schon vielen nicht gelungen. Und das ist dann der Preis. Lustigerweise hat der Volksmund auch dafür eine passende Weisheit parat: „Willst du Gott zum Lachen bringen, plane!“
Eike Käubler
