Geneigte Leser,
wir sehen uns gezwungen, zum zweiten Mal mit einer – quarantänebedingt – ziemlich schmalbrüstigen Print-Ausgabe (Juni 2020) zu erscheinen. Gezwungen, weil wir als Unternehmen – wie vielleicht nicht alle wissen – zu 100 Prozent von unseren Kunden leben, die in unseren Magazinen Plätze für ihre Werbe-Anzeigen buchen. Oder eben nicht. So wie in diesen Zeiten. Denn tun können das unsere Partner natürlich auch nur, wenn es ihnen wirtschaftlich gut geht. Bei einigen ist das tatsächlich noch der Fall – und über die freuen wir uns natürlich riesig – viele andere hat die Virus-Welle hingegen voll erwischt. Denen geht es jetzt primär verständlicherweise darum, nicht in den Strudel der Insolvenz zu geraten. In vielen Fällen geht es dabei um Unternehmen, die ihr Geld (als Konzert-Veranstalter, Ticketverkäufer, Festivalmacher etc.) in der Welt der Veranstaltungen verdienen. Einer Welt, der es coronabedingt mächtig an den Kragen geht und die vor allem von der Politik bislang sträflich vernachlässigt wird. Während für die sowieso schon schwer subventionierte Lufthansa oder – noch schlimmer – die Diesel- Betrüger von VW, Daimler & Kollegen schon wieder mit Milliarden gewunken wird, sollten wir vielleicht alle mal sehr intensiv über Folgendes nachdenken: Wie sexy ist wohl eine Welt ohne Bach- und Händelfest, ohne den fantastischen Rocksommer auf der Parkbühne im Leipziger Clara-Park oder den Peisnitz-Open-Airs in Halle, ohne Highfield- oder Women in Jazz- Festival? Wollen wir so leben? Falls ja, werden wir in unserer Freizeit dann ja an irgendeiner Ausfallstraße stehen können und VW-Autos beim Luftverpesten zusehen können. Falls nein, wird es deutlich kühler und dunkler. Dann wird man sehen, wer das Blut in den Adern einer Stadt pulsieren lässt. Helge Schneider übrigens schon mal nicht. Der hat sich gerade festgelegt. Er werde, sagt der große Komiker, niemals vor Menschen, die eineinhalb Meter auseinander sitzen müssen, in irgendeinem gestreamten Konzert, geschweige denn vor Autos auftreten. Lieber beende er seine Live-Karriere. Recht hat er!
Eike Käubler
Die Kultur stirbt? Na und, machen wir eben Diät!
Die Kultur stirbt? Na und, machen wir eben Diät!