It’s All About Collecting … Expressionismus, Museum, Kolonialismus, Kunstmuseum Moritzburg vom 17.3. bis zum 23.6., Mo–So 10–18 Uhr, Mittwoch geschlossen, Eintritt: 13 (erm. 9) Euro
Die Kunde von den exotischen Gestaden und ihren Bewohnern, das Sammeln von berufenen oder selbstberufenen „Völkerkundlern“ nahmen um den vorletzten Jahrhundertwechsel ihren Weg in die Kunstgeschichte, indem sie etwa die Künstler des Expressionismus inspirierten und beeinflussten. Die Moritzburg widmet sich bis Juni allen Aspekten dieses Phänomens
Unter dem Übertitel „It’s All About Collecting … Expressionismus, Museum, Kolonialismus. Die Sammlung Horn zu Gast in Halle (Saale)“ zeigt das honorable Kunstmuseum am Friedemann-Bach-Platz bis zum 23. Juni mehr als 100 expressionistische Gemälde, Zeichnungen, Grafiken und Plastiken aus der Schleswiger Kollektion und gleicht sie mit einer Reihe Werke aus Afrika und Ozeanien, wie sie den Expressionisten in Deutschland als kreativer Input dienten, ab und fragt zugleich kritisch nach dem Umgang der Zeit mit diesen. Zwischen den Charakteren der Art und Weise, wie Kunst einerseits und das ethnografische Gut andererseits behandelt wird bzw. wurde, wurde eine je differenzierende Ansprache und Darstellungsregelung getroffen. Aus dem Umstand heraus, dass die Kollektionen aus Übersee oft unter dem Gesichtspunkt des Kolonialen und Abwertenden zusammengeholt wurden, sind neben der Kunstsammlung aus hehren Gründen die unter zuweilen zweifelhaften Umständen entstandenen Kompilationen verschieden gekennzeichnet. So wird das Konvolut der Melanesien-Sammlung Franz Emil Hellwig, seit 130 Jahren im Haus, mit durchgestrichenem Titel geführt, da es aus kommerziellen und Gründen der Herabsetzung ihrer Urheber nicht die Würde der Horn’schen Sammlung verdient. Und auch Emil Riebecks Asien-Kollektion steht nur in Anführungen, um die Unterschiede im Credo des Erwerbs und Umgangs damit zu beschreiben. Letztlich bildet sich darin die Frage ab, wie westliche Museen mit diesen Objekten umgehen, wenn sie aus dem Kontext gerissen sind oder eben auch im Umgang mit kulturellen Verlusten der Würde benommen.Nichtsdestotrotz hat ihre Kunde in Europa großartige Kunst (Abb.: Otto Mueller, „Selbstbildnis mit Modell und Maske“, Lithografie von 1921, © Stiftung Rolf Horn/Landesmuseen Schleswig-Holstein) initiert und gezeitigt, von der einiges Atemberaubende in Halle zu sehen ist: Kirchner, Nolde, Barlach, Kollwitz. Die Schau möchte dazu anregen, über das Verhältnis der Moderne in ihrem Abgleich mit der sie umgebenden Zeit nachzudenken. Tipp!