„Helle Kammer – Raum für Fotografie Halle (Saale)“ präsentiert die Ausstellung „Joerg Lipskoch – Menschen des 21. Jahrhunderts“, 16. September bis 26. Oktober, Literaturhaus Halle, alle Infos: hellekammer.eu, mehr über Martin Patze unter www.martin-patze.de
Martin Patze kennt man als Fotograf der freien Szene Halles. Doch wer steckt hinter dem Bilderzauber? Und was hat es mit dem neuen Verein „Helle Kammer – Raum für Fotografie Halle (Saale)“ auf sich? Wir haben Martin Patze zum Gespräch gebeten
Hallo Martin Patze, in Halle gibt es eine neue fotografische Vereinigung. Erzählen Sie bitte: Warum? Was sind die Ziele? Wer darf mitmachen?
Ja, es ist der Verein „Helle Kammer – Raum für Fotografie Halle (Saale)“. Er engagiert sich für die Förderung von Kunst und Kultur mit Schwerpunkt Fotografie – in all ihren Facetten. Der Verein organisiert Räume für Fotografie und strebt die Etablierung, Gestaltung und den Betrieb eines Hauses der Fotografie in Halle als lebendiges Forum der Fotografie in Mitteldeutschland an.
Es geht darum …
… unterschiedlichste fotografische Arbeiten und Ausdrucksformen einer breiten Öffentlichkeit sichtbar zu machen – also beispielsweise die Verfahren, Techniken, die Materialien. Dem dienen vor allem Ausstellungen verschiedener Größe an unterschiedlichen Orten sowie Veranstaltungen, Vorträge, Podiumsgespräche, Filmvorführungen, Diskussionen, Workshops und Exkursionen. Mitmachen können an der Fotografie und deren Förderung interessierte Menschen, die weltoffen und tolerant sind.
Kommen wir mal Ihrem Berufsweg. Sind Sie Hallenser und haben an der Burg studiert? Wie holprig oder flüssig verlief anschließend der Übergang in die Selbstständigkeit?
Ich bin wohl eher Hallunke. Diese Bezeichnung habe ich über die Zeit, die ich in Halle bin, kennenlernen dürfen. Während des Studiums an der Burg habe ich mich und meine Arbeiten schon auf nationalen und internationalen Messen präsentiert. Da ich aus dem Industriedesign komme, lag die Idee nah, mich nach dem Studium mit meinen Produkten selbstständig zu machen. Ich habe mich dann im Designhaus Halle niedergelassen, dem Existenzgründerzentrum der Burg, in dem Start-ups aus der Kreativwirtschaft Büros zu günstigen Mietkonditionen bekommen können. Dort gibt es auch „optimale Gründungsbedingungen“, was meinen Übergang vom Studium zur Selbständigkeit nicht so holprig gemacht hat. Schwieriger ist es, sich zu etablieren und als Start-up zu überleben.
Sie wollten also nie aus Halle weg?
Doch öfter, aber irgendwie ist immer wieder was dazwischengekommen (lacht).
Wie setzt sich Ihre Selbstständigkeit heute zusammen? Wo arbeiten Sie?
Die Fotografie war schon immer ein großer Bestandteil meiner Arbeit. Ich habe meine Produkte immer selbst in Szene gesetzt und fotografiert. Durch die Pandemie und den damit verbundenen Wegfall von Messen und der fehlenden Möglichkeit, Werkstätten zu nutzen, brauchte ich einen Plan B. So rückte die Fotografie in den Fokus. Es ergab sich dann die Möglichkeit, für die freie Theaterszene in Halle zu arbeiten. Das mache ich noch heute – im grafischen und im fotografischen Sinne. Natürlich habe ich auch noch andere Auftraggeber und halte beispielsweise Workshops an Schulen. Wo ich jedoch wieder Blut geleckt habe, war bei der Erarbeitung und Umsetzung des Bühnenbilds für das diesjährige Sommertheaterstück „Hallekrimi 73“ von Theater Apron. Dort habe ich gemerkt, dass ich meine Passion für gutes Produktdesign wieder aufnehmen will und auch den Finger weiterhin auf dem Auslöser lassen möchte. Mein Studio habe ich im „Handwerkerhof Halle“, einer alten Kaffeefabrik.
Gibt es eine Patze-Philosophie, die sich durch alle Arbeiten zieht?
Ich folge keinem bestimmten Schema, das tun schon andere. Vielmehr ist es für mich die besondere Art – die Aufmerksamkeit für das Besondere – sei es in der Fotografie oder im Design. Denn ohne die Kunst und Design wäre unsere Alltagswelt farblos, sie hätte keinen Zauber. Schließlich braucht die Welt Verzauberungskünstler, die den Dingen ein anderes Gesicht geben. Wer diese Dinge dann auch achtet, lässt sich auch gerne verzaubern.
Heute kann jeder mit seinem Smartphone knipsen. Wie nehmen Sie die Vor- und Nachteile dieser Entwicklung wahr?
Das eine ist das Knipsen, und das andere ist das Fotografieren – da liegt der Unterschied. Wo das eine willkürlich und beliebig ist, setzt man sich im Idealfall beim Fotografieren mit seinem Gegenüber oder dem Motiv auseinander. Natürlich möchte ich das nicht boykottieren, und das Knipsen hat seine Berechtigung, nur für mich wird es nie die „klassische“ Kamera als Werkzeug ersetzen! Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Woran erkennen Sie, ob Ihnen ein durchschnittliches, ein gutes oder ein sehr gutes Foto gelungen ist?
Bei Produkten muss eine Idee und eine entsprechende Inszenierung – gepaart mit einer akribischen Vorbereitung – vorausgehen, damit ein gutes Bild entsteht. Beim Theater ist es die Spontanität, den richtigen und wirkungsvollen Moment einzufangen. Für mich ist es dann ein gutes Bild, wenn es keine weiteren Worte braucht und wenn das Bild den Betrachter für einige Augenblicke gefangen hält. Für mich gibt es nicht „das eine Foto“. Ich erkenne, ob mir ein Foto gelungen ist, wenn die wichtigsten Parameter für dieses Foto passen. Die Jagd nach dem Licht. Und wenn der Kunde dann noch mit einem dankbaren Lächeln das Honorar überweist, passt alles. (lacht)
Text: Mathias Schulze