sorYeah – Vor dem Nachbeben, 12. April, im „Last Exit“ in der Reilstraße 38 und am 27. Juni beim Trotzburgfest, alle Infos zu Hanno Busch unter www.freelinefoto.de
Menschen, Hochzeiten, Akt- und Künstlerporträts. Auch Städte, Oldtimer, Architektur oder Naturaufnahmen fehlen nicht. Schaut man sich die Fotos von Hanno Busch an, überwiegt ein kraftvoller und überwältigender Eindruck. Da die Künstler in Ekstase, dort zerschlissene Gebäude, hier die Gewalten der Natur. Grund genug, beim Fotografen und gebürtigen Hallenser Busch nachzufragen
Hallo Hanno Busch, Sie haben auf Ihrer Homepage einen faszinierenden Lebenslauf stehen, es sind drei kurze Notizen, wonach Sie von 1980 bis 1991 analog, von 1991 bis 2018 digital und von 2012 bis 2018 im Studio fotografiert haben. Mehr gibt es zu Ihnen nicht zu sagen?
Doch. Ich bin 1967 in Halle geboren, habe meine Kindheit und Jugend hier verbracht. Durchs Studium habe ich einige Zeit in Ilmenau und Leipzig verbracht. Aus privaten Gründen war ich auch einige Zeit in London unterwegs. Und durch verschiedene Jobs habe ich viele Jahre nicht in Halle gelebt.
Sind Sie aber zurückgekommen!
Meine Vergangenheit in den vielen größeren Städten war aufregend und wild. Aber Halle ist ein Mikrokosmos aus einer großen Kunstund Kulturszene und hat eine große Musiklandschaft. Das ist inspirierend, gleichzeitig ist die Stadt überschaubar. Halle bietet kurze Wege und Ecken zur Erholung. Kurzum: Eine lebenswerte Stadt!
Wie setzt sich Ihre Arbeit und Ihr Alltag heute zusammen?
Die Arbeit setzt sich zu einem großen Teil aus der Suche nach Ideen und aus Konzeptfindung zusammen. Im Kopf gibt es einen Titel, zu dem es noch ein Bild geben muss. Oder eben umgekehrt. Zu einem Bild gehört auch ein Bildtitel, der die Aussage unterstreicht. In der Porträtfotografie geht es mir darum, gewisse Eigenschaften, Fähigkeiten und Emotionen zu zeigen, beziehungsweise zu betonen. Es soll eine Geschichte erzählt werden. Es geht darum, Personen in einem bestimmten Umfeld darzustellen, gern auch skurril oder überzeichnet. Deshalb ist ein großer Teil meiner Arbeit eben die Ideenund Konzeptfindung, das Schaffen von Kulissen, die Inszenierung. Die Fotografie ist da nur ein Teil des Ganzen. Ja, der Inszenierung kommt eine große Bedeutung bei. Mir geht es um fotografische Inszenierungen, die nachdenklich stimmen, aber auch provozieren sollen.
Wie haben Sie als Fotograf in der DDR gearbeitet?
Wenn man mit der Fotografie in der DDR nicht nur dokumentieren, sondern bestimmte Geschichten erzählen wollte, war es – wie in vielen anderen Bereichen der Kunst und auch im täglichen Leben – stark reglementiert. Ein „Story Telling“ hatte eine ganz andere Bedeutung als heute. „Meine Arbeiten sollen nachdenklich machen, aber auch provozieren.“
Was bedeutet 1989 für Sie?
1989 war verbunden mit einer großen Zuversicht auf Freiheit. Und mit der Hoffnung auf Veränderung, mit der Hoffnung auf neue Möglichkeiten. Nicht alle haben sich erfüllt!
Wie hat sich Ihre Arbeit nach 1989 verändert?
Die Welt ist deutlich schneller geworden. Einerseits sind die Möglichkeiten vielfältiger geworden, aber andererseits auch oberflächlicher. Oberflächlicher in einer schnelllebiger Zeit. Mein Wunsch war immer, etwas mit Bestand zu machen.
Wenn Sie sich entscheiden müssten: Analog oder digital?
Auch wenn analog immer seine Berechtigung haben wird, ist heute der Gesamtprozess einer Produktion nur noch digital zu bewerkstelligen.
Schwarz-weiß oder farbig?
Auch hier hat beides seine Berechtigung. Es kommt auf die Aussage, die transportiert werden soll, an. Da ist einmal eine Schwarz-Weiß-Fotografie, einmal ein farbiges Bild stärker. Und manchmal braucht es auch beide Varianten.
Gibt es für Ihren fotografischen Ansatz, eine Geschichte zu erzählen, für diesen Stil, den es um Inszenierungen geht, der im besten Falle aufrütteln soll, Vorbilder?
Bilder entstehen zuerst im Kopf. Damit ist auch alles, was um mich herum ist, ein Vorbild. Aber ja, es gibt konkrete Vorbilder: Die USamerikanischen Fotografen Richard Avedon und Irving Penn, um gleich mal die Großen zu nennen. Oder nennen wir auch, da wir über die DDR gesprochen haben, den Fotografen Roger Melis! Aber es sind auch Leute wie die Autoren Charles Bukowski oder Friedrich Nietzsche.
Bitte vollenden Sie diesen Satz: „Das perfekte Foto …
… soll Emotionen hervorgerufen. Dabei ist es egal, welche das sind. Hauptsache ist, dass sie möglichst stark und ehrlich sind. Das perfekte Foto soll einfach nur „knallen“.
Text: Mathias Schulze