Mehr Infos unter: www.musikinhalle.de
Das letzte Wort in diesem Monat hat Nadia Schmidt, die sich als Koordinatorin des Netzwerkes Musikveranstaltende Halle für die Interessen von Clubs, Konzertorten sowie DJ Kollektiven und für die Förderung von Nachtkultur einsetzt. Nadia Schmidt wurde 1993 in Berlin geboren und lebt seit acht Jahren in der Saalestadt, wo sie auch studierte. Neben ihrer Netzwerktätigkeit arbeitet sie auch als Sprechtrainerin und Moderatorin
Hallo, Nadia Schmidt, wenn Sie in diesen Tagen an Halle denken, welches Kompliment würden Sie der Stadt und/oder ihren Bewohnern und Bewohnerinnen machen?
Unser Halle hat starke Kulturschaffende und Künstlerinnen – beständige Urgesteine sowie Newcomer – die Konzerte, Clubabende, Festivals, Diskussionen und weitere vielfältige Formate anbieten. Sie schaffen Orte der Begegnung und schöne Erlebnisse, die wir als Gesellschaft unbedingt brauchen. Kultur ist eine Oase zum Kopfabschalten, Abtauchen und Lockerlassen. Oder auch eine Gelegenheit, sich mit aktuellen Themen auseinanderzusetzen, weiterzuentwickeln und dabei sich selbst und anderen näherzukommen. Danke an alle, die in Halle Kultur machen und auch an die Gäste wie Ihr, liebe Leserinnen, die treu auf Partys und Konzerte gehen.
Und welchen Tadel würden Sie der Stadt aussprechen?
Dieses starke ehrenamtliche und hauptamtliche Engagement kann nur funktionieren, wenn die Stadt Räume und mehr Gestaltungswillen zeigt, anstatt bürokratische Hürden aufzubauen. Die fetten Jahre sind vorbei und wurden durch eine Zeit steigender Miet-, Personal – und Energiekosten und ständig drohende Kürzungen im Kultursektor abgelöst. Das Betrifft eine Oper genauso wie jeden Club. Steigende Ticket- und Getränkepreise spürt dann auch jeder Gast schmerzlich und überlegt sich zweimal, wie oft er sich einen ausgelassenen Abend leisten kann. Es bedarf großer Kraftanstrengung, in aktuellen Zeiten weiterhin Kultur anzubieten und dabei noch immer up to date und innovativ zu bleiben. Wir sollten die Kultur und ihre Akteurinnen nach Kräften stärken, denn Kultur ist kein Selbstläufer.
Kriege, Klima, Inflation – überall Krisen. Wie gelingt es Ihnen, optimistisch zu bleiben?
Kulturschaffende haben es schon immer geschafft, unter schwierigen Bedingungen zu arbeiten, und in jeder Krise steckt auch Innovationspotenzial. Oft stehe ich bei Veranstaltungen und bin stolz und beeindruckt, mit wie viel Elan, Kreativität sowie Liebe und gegenseitiger Fürsorge die Menschen miteinander umgehen. Kultur kann ein Schutzraum sein, Balsam für die Seele, sie kann einen auffangen und neue Kraft geben. Lasst uns diesen Raum daher alle gemeinsam stützen und stolz auf ihn sein. Es ist unsere Kultur!
Und welchen Kulturtipp in oder aus Halle würden Sie unbedingt empfehlen?
Erstens: Halle-Neustadt! Es gibt immer mehr Veranstaltungen, wie zum Beispiel in der Passage 13, die spannende und vielseitige Kultur bieten. Zweitens: Solltet ihr selber Lust haben, Musikveranstaltungen zu machen, seid ihr herzlich am 15. und 16. November zu unserem Musik.Kultur.Know.How.Symposium in der „Station Endlos“ eingeladen. Dort erwarten euch Workshops, Diskussionen und die Möglichkeit, euch auszutauschen und eure eigene Szene zu finden.
So, und nun wirklich ein letztes Wort:
Party hart!
Text: Annett Krake