Macht - Das Spiel zum Kampf, ab 9. November, Freie Spielstätte Halle, Infos: www.apron.de
Die freie Theater Company Apron bringt eine neue Eigenproduktion namens „Macht – Das Spiel zum Kampf“ auf die Bühne der Freien Spielstätte in der Kardinal-Albrecht-Straße 6. Die FRIZZ-Theater-Redaktion hat Regisseurin Andrea Martin zum Interview gebeten. Ein Gespräch über die Allianz Freie Kultur Halle, über Macht und Veränderungen
Zuerst so: Sagt Ihnen die Allianz Freie Kultur Halle etwas? Was ist das? Ist Apron da mit dabei? Was sind die Forderungen, Ziele, Absichten?
Hinter der Allianz Freie Kultur Halle steckt die Idee, dass sich Kulturakteure aus Musik, Bildender Kunst, Literatur und Darstellender Kunst zusammenschließen, um gemeinsame Interessen stärker vertreten zu können. Das Vorhaben wurde von der IG Freie Musikveranstaltende, der IG Bildende Kunst und der IG Freie Theater in Gang gebracht. Theater Apron ist über die IG Freie Theater mit im Boot. Unsere gemeinsame Forderung ist die Erhöhung des Kulturetats für Freie Kultur auf fünf Prozent, aktuell sind es 2,5 Prozent des Gesamtkulturetats der Stadt Halle. Die „Macht der Vielen“ ist nicht zu unterschätzen.
Zum Stück „Macht – Das Spiel zum Kampf“: Nach dem Lesen der Stückankündigung war mein erster Gedanke der, dass es „die Macht“ nicht gibt, dass Macht immer ein Verhältnis ist. Um welche Machtverhältnisse geht es denn im Stück?
Tatsächlich gibt es keine einheitliche Definition von Macht. Menschen, die das Phänomen Macht untersucht haben, fanden dafür völlig verschiedene Ansätze. Mal liegt der Fokus auf der unterdrückenden Wirkung, das heißt Macht wird als die Fähigkeit verstanden, die eigenen Interessen auch gegen den Willen oder den Widerstand von anderen durchzusetzen. Und mal steht die schöpferische Kraft der Macht im Mittelpunkt – das jedem Menschen innewohnende Potenzial, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Mir gefällt zum Beispiel auch der Gedanke von Hannah Arendt, dass Macht und Gewalt Gegensätze sind: „Wo die eine absolut herrscht, ist die andere nicht vorhanden.“
Also nur wer Macht verliert …
... wird gewalttätig und herrscht durch Terror. Wir versuchen in unserer Inszenierung verschiedene Facetten aufzuzeigen – die helle und die dunkle Seite der Macht. Denn Macht ist nicht von vornherein gut oder schlecht, sie ist das, was wir aus ihr machen. Und das gilt im Privaten genauso wie in Politik und Wirtschaft.
Verfolgen Sie die Absicht, aus den verschiedensten Machtverhältnissen so etwas wie eine allgemeine Spielregel abzuleiten, die für jedes Machtverhältnis gilt?
Wer nach den Spielregeln der Macht sucht, findet viele vermeintlich erfolgreiche Strategien dafür, wie man Menschen manipuliert, Leute auf seine Seite zieht, sich selbst positiv darstellt oder Einfluss auf andere nimmt. Und definitiv schadet es nicht, etwas darüber zu lernen, wie Kommunikation gelingen und ein Konflikt konstruktiv gelöst werden kann. Aber letztendlich müssen wir alle für uns selbst entscheiden, welcher Strategie wir folgen. Meine Spielregel: Offene Karten und ehrliche Beziehungen.
Woher kommen die „kleinen intimen Geschichten“ aus denen die „szenische Collage“ zusammengestellt sein soll?
Aus unseren eigenen Erfahrungen, Recherche in literarischen und Sachtexten, Dokumentationen, Podcasts, Experten-Interviews und Straßenumfragen.
„Wir sollten unser gesellschaftliches Verständnis von Macht als ein ,Macht über’ beenden. Und Macht lieber in einem Verständnis von Empowerment und Miteinander denken“, sagen Sie. Will das Stück eine Botschaft vermitteln? Und sind Machtverhältnisse nicht primär durch die Änderung von Machtstrukturen, und nicht durch unser Denken, zu verändern?
Natürlich müssen wir die Machtstrukturen verändern. Mehr Basisdemokratie, mehr Mitbestimmung und Transparenz, eine gerechte Verteilung aller Ressourcen – das wäre schon mal ein guter Anfang. Ist aber nicht im Interesse der Konzerne und Institutionen, die von einer hohen Machtkonzentration profitieren. Deshalb muss die Veränderung von uns kommen. Niemand wird das für uns tun. Leider fühlen sich manche Menschen ohnmächtig und abgehängt. Sie geben ihre Macht auf, weil sie denken, sie hätten keine. Doch wenn wir herausfinden, was uns wirklich wichtig ist, und danach handeln, erleben wir uns selbst als wirksam. Viele tun das bereits. Wir erfahren wenig darüber, weil Katastrophen sich besser verkaufen als Geschichten des Gelingens. Aber: Die Veränderung hat längst begonnen.
Noch einmal zum Stück: Welche Ästhetik kann man erwarten?
Eine Collage aus Szenen verschiedener Theaterformen und multimedialer Kunst.
Text: Mathias Schulze